© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/07-01/08 21./28. Dezember 2007

Leserbriefe

Zu: "Sie retteten Deutschland", Interview mit Wilhelm Hankel, JF 51/07

Nur Nachteile gebracht

Thomas E. Woods schreibt in seinem Buch "The Politically Incorrect Guide to American History": "In Frankreich, Deutschland und Italien erholte sich die Wirtschaft von den Folgen des Krieges, bevor die Marshallplanhilfe auch nur ausgezahlt wurde. In Österreich und Griechenland, die riesige Summen er-halten hatten, begann der Aufschwung erst, nachdem die Hilfe eingestellt wurde. Großbritannien erhielt zweimal soviel Hilfe wie Deutschland. Dennoch hinkte die englische Wirtschaft der deutschen während des nächsten Jahrzehnts ständig hinterher. .... Das Wirtschaftswunder war nicht das Ergebnis des Marschallplans, sondern der Marktreformen, die in Deutschland eingeführt wurden."

Was die Gastarbeiter betrifft, haben diese uns wirtschaftlich gesehen allerdings nur Nachteile gebracht. Von den Kosten, die die hohe Ausländerkriminalität verursacht, gar nicht zu reden.

Klaus-Peter Kubiak, Recklinghausen

 

 

Zur Meldung: "Ralph Giordano verläßt Vertriebenenstiftung", JF 50/07

Nicht die Deutschen als Volk

Ralph Giordanos Behauptung, ohne die Verbrechen von Deutschen hätte es keine Verbrechen an Deutschen gegeben, ist in ihrem Inhalt recht gewagt und in jedem Fall zu beanstanden. Es ist nicht nur unfair, allen Deutschen eine Kollektivschuld anzuhängen, ohne die Tatsache zu berücksichtigen, daß es während der NS-Z eit einen nicht übersehbaren Widerstand gegeben hat.

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen war gegen Krieg und Gewalt. Jeder normale Familienvater hatte nur ein Ziel: seine Angehörigen zu versorgen und seinem Beruf nachzugehen und nicht irgendwo in der Welt im Dreck zu liegen und sich krumm und lahm schießen zu la ssen. Beim Studium alter Zeitungen aus jener Zeit fällt auf, wie dem Volk eine Begeisterung suggeriert wurde, welche nur den Sinn hatte, die Nation und seine Menschen psychologisch zu manipulieren.

Wenn Giordano tatsächliche Verbrechen zuzuweisen gedenkt, dann sind ausschließlich die wahren Schuldigen zu nennen und nicht die Deutschen als Volk. 

Ekkehard Ahland , Schloss Holte / Stukenbrock

 

 

Zu: "Umgekehrte Beweisführung" von Peter Freitag, JF 50/07

Mittel im Kampf gegen Rechts

Daß der LKA-Chef von Sachsen-Anhalt auf Druck des Innenministers Hövelmann zurückgetreten ist, weil er "Kriminalstatistiken" über "rechte Propagandadelikte" geschönt haben soll, trifft das Problem nur am Rande. Der eigentliche Skandal ist die verfassungswidrige, nämlich vorverurteilende Veröffentlichungspraxis von "Straftaten", die noch nicht einmal den Richtertisch erreicht haben. Wann hört diese vorgreifende Anmaßung der Exekutive (Polizei, Kriminal- und Verfassungsschutzämter, Ministerien) gegenüber der Judikative endlich auf? Was soll man davon halten, wenn selbst der BKA-Präsident Jörg Ziercke die Statistiken über angebliche "Motive" der Verdächtigen für grundgesetzgemäß hält, obwohl er einräumt, "daß die polizeilich erfaßten Fälle von den Verurteilungszahlen abweichen"?

Die Rechtslage ist indes eindeutig: Unser auf der Gewaltenteilung aufbauender Rechtsstaat (Art. 20 GG) verbietet Vorverurteilungen aus gutem Grund. Erstens soll die Unschuldsvermutung bis zum rechtskräftigen Urteil einen einer Straftat Verdächtigen schützen. Zweitens soll die Unabhängigkeit der rechtsprechenden Gewalt (Art. 92 GG) gewahrt bleiben. Gegen beides verstoßen Behörden, Politiker und Journalisten seit Jahr und Tag, denn: Ob überhaupt eine Straftat vorliegt oder ob eine Tat "rechtsextremistisch" bzw. "fremdenfeindlich" motiviert ist, entscheidet niemand anders als der Richter, also auch nicht die Herren Innenminister. Welchen anderen Sinn also soll die Veröffentlichung jener "Kriminalstatistiken" mit angeblich politischem Hintergrund haben, wenn nicht den der politischen Agitation im "Kampf gegen Rechts"?

Dr. Albrecht Giese, Emmelshausen

 

 

Zum Kommentar: "Parteiische Richter" von Günter Bertram, JF 50/07

Politische Zielsetzung

Juristisch ist an der Entscheidung des BGH nichts auszusetzen. Die Kritik hat vielmehr am Gesetzestext anzusetzen.

Im deutschen Sprachgebrauch ist Terrorismus laut Definition die fortgesetzte und organisierte Gewaltausübung mit im weitesten Sinne politischer Zielsetzung, um den Gegner durch die Verbreitung von Angst und Verunsicherung zu einer Verhaltensänderung zu bewegen (Meyers Lexikon online). Unsere Gesellschaft unterscheidet Terrorismus von "gewöhnlicher" Sachbeschädigung oder Brandstiftung also dadurch, daß der Terrorist mit einer Straftat subjektiv eine politische Zielsetzung verfolgt.

Die drei Mitglieder der "militanten gruppe" haben in der Nacht des 31. Juli 2007 versucht, auf dem Betriebsgelände einer Firma in Brandenburg/Havel drei dort abgestellte Lastkraftwagen der Bundeswehr in Brand zu setzen. Dieses Verhalten paßt nach Tatobjekt und Tat­ausführung zu den Brandanschlägen, die die "militante gruppe" seit dem Jahr 2001 verübte. Diese Anschläge richteten sich vielfach gegen Gebäude und Fahrzeuge staatlicher Einrichtungen, etwa der Polizei, der Bundeswehr oder von Ordnungsämtern.

Die "militante gruppe" verfolgt mit den von ihr begangenen Straftaten somit subjektiv eine politische Zielsetzung, weswegen es sich bei ihr nach dem gesellschaftlichen Verständnis unzweifelhaft um eine terroristische Vereinigung handelt.

Wenn der Wortlaut des Paragraphen 129a Absatz 2 Strafgesetzbuch hingegen eine "objektive Schädigungseignung" voraussetzt, widerspricht er damit in krasser Weise dem gesellschaftlichen Verständnis von Terrorismus. 

Michael Pfeiffer, Neuhausen auf den Fildern

 

 

Zu: "Der Bürger als Geisel des Staates" von Doris Neujahr, JF 50/07

Unterwürfige Einwohner

Wir regungslosen Zeitgenossen dürfen einer weiteren großen Landnahme beiwohnen. Aber in diesem Volk regt sich kaum noch etwas. Die unterwürfigen Einwohner halten ihren Zorn im Zaum und würden selbst für das Betreten ihrer Wohnungen noch Schutzgeld bezahlen, wenn sie nur gemütlich vor dem Fernsehgerät sitzen bleiben können.

Es sähe anders aus, hätte die JUNGE FREIHEIT die Auflage der Bild-Zeitung. Daß dem nicht so ist, kennzeichnet allerdings überdeutlich die Lage.

Joachim Meyer, Winsen

 

 

Zu: "Die Merkel-Kosten steigen" von Karl Schwarz, JF 50/07

Ein Kulturvolk

Hier begegnet uns die "Kultur der Außenpolitik". Auf der gleichen Seite fordert der Bundespräsident eine "Kultur der Mäßigung". Längst gibt es eine "Börsenkultur", eine "Unternehmenskultur", überall eine "Verkaufskultur", in jedem Thermalbad eine "Wellnesskultur". Mein Bäcker preist seine "back Kultur" (wörtlich so); die Familienministerin schwatzt zu Versäumnissen bei Kindermorden von "Fehlerkultur", die Kanzlerin setzt die "Kultur des Hinsehens" dagegen. Zweifellos sind wir ein Kulturvolk, und sei es auch nur, um Banalitäten zu veredeln.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Vorwissenschaftliches Weltbild und irrationale Prinzipien" von Oliver Busch, JF 50/07

Miserabel recherchiert

Eigentlich freue ich mich über Ihre Zeitung, weil in erfrischender Weise über Dinge berichtet wird, die sonst so nicht gesagt werden. Dieser Artikel aber ist leider miserabel recherchiert. Der Autor beruft sich offenbar nur auf Sekundär-Meinungen, die er einfach nachplappert.

Ich zum Beispiel bin keine junge Frau, sondern ein Mann von 64 Jahren und habe wiederholt exzellente Erfahrungen mit der Homöopathie gemacht - und nicht nur ich, sondern viele andere Leute auch.

Wenn Sie also bei einem so wichtigen Thema solchen Unfug schreiben, bei welchen anderen wichtigen Themen recherchieren Sie noch so schlecht?

Albert Krings, Schmallenberg

 

Wer heilt, hat recht

Der Artikel und die Wortwahl sprechen für sich selbst. Wer von einem "idealen Konjunkturumfeld", einem Heilsystem, das "unvereinbar mit den modernen Naturwissenschaften" sei, einer Anpassung an ideologische Strömungen oder sogar von der weltanschaulichen Konditionierung junger Frauen spricht, will nicht informieren, sondern bloßstellen und verächtlich machen. Denkschablonen in der JF? Ungewöhnlich! Wissenschaftlichkeit fehlt hier, vielmehr regiert die Zensur!

Daß die Weltgeschichte bzw. die Geschichte des Kosmos nun nach einem wissenschaftlichen und einem vorwissenschaftlichen Zeitalter unterteilt wird, greift doch wohl zu kurz. Wer ist denn der Mensch, daß er es wagt, alles der Falsifizier- oder Verifizierbarkeit zu unterwerfen? Höchstpersönliche Erfahrungen, die selber Bestandteil der Realität sind, werden nicht erfaßt. Das Weltbild von Oliver Busch ist eines. Aber eines unter vielen! Und zudem ein sehr reduktionistisches! Meine Frau konnte - im Gegensatz zu Busch nicht konditioniert! - oft und oft mit homöopathischen Mitteln unseren Kindern sichtbar helfen. Es gilt: Wer heilt, hat recht!

Die wissenschaftliche Methodik kann bei vielen Gelegenheiten sinnvoll angewendet werden, aber nicht bei allen. Es wird Zeit, in Zusammenhängen zu denken.

 Lothar Esser, Wegberg

 

Etwas mehr Ernsthaftigkeit

Busch gibt in dem Artikel einen kurzen, einfachen und einfältigen Überblick über die Medizingeschichte. In wenigen Sätzen wird von der Zellularpathologie über Organpathologie, der Bedeutung des Milieus zum "ganzheitlichen" Krankheitsverständnis hingeführt. Er kommt zur "final-synthetischen Auffassung des Gesamtorganismus", der selbst nur als Teilfunktion "eines Ganzen" zu begreifen sei. Warum dies ein "ideales Konjunkturumfeld" für die "in den USA und Deutschland schon fallierende Homöopathie" war, müßte noch erklärt werden.

Die Verworrenheit des Artikels trägt sicher nicht bei zu einem Verständnis der verschiedenen medizinischen Richtungen. Etwas mehr Ernsthaftigkeit wäre dem Thema angemessen.

Dr. Karl Buchleitner, Pforzheim

 

 

Zu: "Pankraz, der Schamanentanz und die Placebopille", JF 50/07 und "Vorwissenschaftliches Weltbild und irrationale Prinzipien" von Oliver Busch, JF 50/07

... was der Mensch ist

Wirft Pankraz die "Akupunkteure, Homöopathen & Co." mit Gesundbetern und Schamanen in einen Topf, so zitiert Oliver Busch den Medizinhistoriker Josef Schmidt, der die Homöopathie für "unvereinbar mit den modernen Naturwissenschaften" erklärt.

Beide gehen von der Voraussetzung aus, daß die Erfolge der Homöopathie rein auf dem Placebo-Effekt beruhen und allein mit "irrationalem" Glauben zu tun haben. Während Pankraz dem noch etwas Gutes abgewinnt (Hauptsache, es hilft), sieht Busch die Homöopathie als eine Methode mit "Milliardenumsatz", der aus den Taschen vornehmlich jüngerer, gebildeter Frauen gezogen wird, die "auf allgemeine Verbesserung ihrer Wellness hoffen". - Wer die Patientenklientel einer soliden klassisch-homöopathischen Praxis und deren Heilerfolge kennt, kann da nur den Kopf schütteln.

Der Grund für diese Urteile und die oft unversöhnliche Gegnerschaft liegt vor allem darin, daß sich hier nicht einfach rein naturwissenschaftliche Sachverhalte begegnen, sondern unterschiedliche Auffassungen dessen, was der Mensch ist. Die Medizin ist nun einmal nicht einfach Naturwissenschaft, sondern Lehre über ein lebendiges Wesen. Darum wird das Urteil über ein medizinisches System wesentlich von der ihm zugrunde liegenden philosophischen Überzeugung des Urteilenden abhängen. Es geht also nicht um wissenschaftliche Urteile, sondern um philosophische Vorurteile. Und die sind bekanntlich schwer auszumerzen.

Dr. Gabriele Marx, Weinheim

 

 

Zu: "'Tausche Geld gegen Freiheit'" von Beatrix Madl, JF 49/07

Hohn für die ältere Generation

Das 1946 ausgehandelte Autonomieabkommen - der Pariser Vertrag - war im Grunde nichts anderes als eine Absichtserklärung, die von Italien über Jahrzehnte ignoriert und durch konsequente Ansiedlungspolitik aus Süditalien unterlaufen wurde. Die Südtiroler mußten damals befürchten, daß sich ihr genetisches Problem so von alleine lösen würde. Dies war die bittere Erkenntnis und Sorge, die zu der Massenkundgebung auf Sigmundskron führte, um die Welt auf deren Nöte aufmerksam zu machen. Sie war als Aufschrei der deutschen Bevölkerungsgruppe zu verstehen, die seit 1918 einen Kampf um ihre Selbsterhaltung führte.

Silvius Magnago, langjähriger Landeshauptmann und Vater der errungenen Autonomie, hat mit eiserner Disziplin und politischem Weitsinn das damals Mögliche erkannt und das "Südtirolpaket" gegen zahlreiche Widerstände durchgesetzt. Kernpunkte dieses Pakets: Deutsch als gleichwertige Amtssprache und gleiche Berufschancen für die deutsche Bevölkerung. Es ist unbestritten, daß erst durch die Bombenattentate der sechziger Jahre auf italienische Einrichtungen die Welt erstmals zur Kenntnis nahm, daß es ein Südtirolproblem gab, und sich die Uno einschaltete.

Das Presseamt der Südtiroler Landesregierung bezeichnete dieses Jahr den Pariser Vertrag als Vorboten und Vorbild einer europäischen Integration - angesichts des jahrzehntelangen politischen Kampfes um eine Selbständigkeit der Südtiroler Volksgruppe ein Hohn für die verstorbene und ältere Generation. Damit scheint auch für die Südtiroler Landesregierung Political Correctness oberstes Gebot geworden zu sein. Daß durch solche unnötigen Äußerungen neue Wurzeln des Unfriedens in der Bevölkerung geschaffen werden, machte auch die Doppelveranstaltung zum Gedenken an Sigmundskron deutlich. Viele Südtiroler (und nicht nur der vom Wohlstand ungeküßte Bevölkerungsanteil) können bis heute nicht verstehen, daß angesichts offener Grenzen in Europa keine Wiedervereinigung mit Nordtirol und Osttirol möglich geworden ist.

Wolf Schmid, Peißenberg

 

 

Zu: "Joschka war für sie ein 'Schweinchen'" von Rolf Stolz, JF 49/07

Überzeugend gewürdigt

Selten wurde ein Mensch aus Hochachtung so überzeugend gewürdigt! Selten sein Widersacher so klar gekennzeichnet! Tragisch ist: Joseph Beuys hat bereits 1976 ausgesprochen, was heute Wahrheit mit Jahresringen ist: das System kriminell, der Staat ein Feind des Menschen. Zuverlässig tragisch ist daher: Es erginge heute jedem wie Petra Kelly und Joseph Beuys - in allen Parteien!

Gudrun Schlüter, Münster

 

 

Zu: "Reemtsmas Thesen als Dokudrama" von Stefan Scheil, JF 48/07

Keine GEZ-Gebühren mehr

Geschichtsverdrehung und einseitige Schilderung Deutschland belastender Fakten, endlich auch die Unwahrheit über Gründe und Verursachung des Krieges in ZDF und ARD mit ihren Spartensendern erzeugen einen moralischen Anspruch auf die Verweigerung der Bezahlung von Fernsehgebühren.

Kurt Pötschke, Bad Reichenhall


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