© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/07-01/08 21./28. Dezember 2007

Frisch gepresst

Rudolf Borchardt. Was Botho Strauß recht ist, kann Martin Mosebach nur billig sein. Also begeistert sich der Büchner-Preisträger für Rudolf Borchardt (1877-1945), der ein Deutsch schreibe, "das der Welt ein Schauspiel bietet", dessen Ostpreußen- und Lucchesia-"Traumreiche" schöner und edler nicht geträumt werden könnten. Thomas Mann habe im Vergleich damit kaum mehr zu bieten als eine "dauerironisierende Oberregierungsrats-Version" unserer Sprache. So furios hebt der Sonderband der Edition Text&Kritik an, den Heinz Ludwig Arnold und Gerhard Schuster über den größten Rhetoriker und sprachgewaltigsten Polemiker deutscher Zunge im 20. Jahrhundert zusammengestellt haben (Richard Boorberg Verlag, München 2007, broschiert, 276 Seiten, 27,50 Euro). Und so geht es mit Johannes Saltzwedels Präsentation des "Preußen auf verlorenem Posten" weiter, bis hin zu dem Borchardt-Aficionado Heribert Tenschert, dem "Weltantiquar", aus dessen wohlgefüllter Schatulle die seit 1994 bei Hanser erscheinende Briefausgabe finanziert wird und der sein rettungsloses Verfallensein an den "Dämon" zu Protokoll gibt. Wenn außer der Begeisterung noch etwas die Beiträgerschaft eint, dann wohl das Bemühen, den Exponenten der "schöpferischen Restauration", den rahmensprengenden Autor der Konservativen Revolution, den jüdischen Monarchisten, Christen und Preußen, den engagierten Feind jüdischer "Asphaltliteraten" mit seiner Privatmythologie der "Königsberger Kreuznahme" hinter der "(kosmo-)politischen Utopie" des "leidenschaftlichen Gärtners" zurücktreten zu lassen.

Schwabenadel. An Reichsaußenminister Constantin von Neurath, an Staatssekretär Ernst von Weizsäcker und die Stauffenbergs denkt man unwillkürlich, wenn vom "Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten" die Rede ist. Das hierzu vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg komponierte Aufsatzbändchen (G. Braun Buchverlag, Leinfelden-Echterdingen 2007, gebunden, 240 Seiten, Abbildungen, 12,90 Euro) enttäuscht diese Erwartungen nicht. FAZ-Redakteur Rainer Blasius darf seinen seit langem hingebungsvoll geführten Privatkrieg gegen den Vater des Ex-Bundespräsidenten fortsetzen und präsentiert im Vorbeigehen Herrn von Neurath als einen einzig an "Fasanenjagd und Hirschbrunft" interessierten blaublütigen Trottel. Christopher Dowe streicht die vom George-Kreis geprägte "Neuadelsvorstellung" der Stauffenberg-Brüder heraus. Eckard Conze bestreitet seinen Beitrag mit ein paar lässig hingetupften Bemerkungen zur "Konstruktion adeliger Identität" und der üblichen Konturierung des "adeligen Antimodernismus" nach 1918. Eberhard Fritz handelt über "Motive des Widerstands gegen Hitler" im Haus Württemberg.


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