© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/07-01/08 21./28. Dezember 2007

Zeitschriftenkritik: Bulletin
Werbung als Einstiegsdroge
Werner Norden

Herausgegeben von der Offensive Junger Christen - OJC e.V. erscheint das Bulletin - Nachrichten aus dem Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft im 7. Jahrgang zweimal jährlich im DIN-A4-Format mit einem Umfang von jeweils über fünfzig Seiten. Während die erste Ausgabe des Jahres 2007 sich mit der Thematik des von der Großen Koalition als "durchgängiges Leitprinzip für alle politischen, normgebenden und verwaltenden Maßnahmen der Bundesregierung" verpflichteten Prinzip des "Gender Mainstreaming" beschäftigte, widmet sich die aktuelle Ausgabe dem Thema der um sich greifenden Pornographie- und Sexsucht.

Ist der Begriff "Gender Mainstreaming" nicht ganz einfach zu fassen, was - wie der FAZ-Redakteur Volker Zastrow in seinem aufschlußreichen Buch "Gender - Politische Geschlechtsumwandlung" schreibt - von den Akteuren dieser Theorie strategisch durchaus gewollt ist, geht es bei Pornographie-, Cybersex- und anderen zwanghaften Sexsüchten um Dinge, die uns im Alltag praktisch ständig begegnen. Deutschland gilt immerhin inzwischen nach den USA als größter Pornographiemarkt der Welt. Und während es bei den sogenannten "Gender Studies" um die "Entnaturalisierung und Veruneindeutigung von Geschlecht" geht, bei dem nicht nur jegliches geschlechtsspezifische Verhalten geleugnet wird, sondern als Ziel die Abschaffung der "Kategorie der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen und die Auswechselbarkeit von Mann und Frau" stehen, führt die notorische Nutzung von Pornographie nach neuesten Untersuchungen zu einer ablehnenden Haltung gegenüber Familiengründung und Kinderwunsch.

Die zwischen stoffgebundenen Süchten (Alkohol, Drogen, Medikamente) und stoffungebundenen (Spiel, Eß- oder Sexsucht) unterscheidende Suchtforschung sieht dabei in jeder Sucht nicht nur ein Problem des Einzelnen. So fördert unsere Gesellschaft auf vielerlei Weise süchtige Entwicklungen und Verhaltensweisen. Man denke nur an die allgegenwärtige sexualisierte Produktwerbung, die möglicherweise bereits eine "Einstiegsdroge" in die Sexsucht darstellt. Aber auch die zunehmende Isolierung und Vereinzelung, das Auseinanderbrechen von Ehen und Familien und das damit stark zusammenhängende Gefühl von Einsamkeit und Verlust vermögen bei gleichzeitig ansteigendem Lebenstempo, immer neuen Anforderungen und überforderndem Streß einen idealen Nährboden für Süchte aller Art zu bilden.

Bulletin zeigt jedoch auch "Immunisierungsmöglichkeiten" auf, für die sich jeder engagieren kann. Dazu gehören in erster Linie beziehungsstarke Ehen und Familien, die von emotionaler Zuwendung geprägt sind, aber auch die Wertschätzung und Förderung von Gemeinschaften, die Sinn, Halt und Zugehörigkeit vermitteln. All dies verringert Suchtanfälligkeit. Darüber hinaus erklären ehemalige Süchtige, daß auch eine ehrliche Konfrontation mit eigenem Leid, menschlicher Schwäche und Ohnmacht sie in eine größere Reife und tiefere Menschlichkeit geführt habe, während Verleugnung und Verdrängung der eigenen Verzweiflung und des Chaos nicht weiterführen.

Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft. Postfach 1220, 64382 Reichelsheim. Kostenfreier Bezug


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