© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/07 07. Dezember 2007

UMWELT
Brummi-Lawinen erregen Widerstand
Volker Kempf

Angesichts der Verwüstungen von zwei Weltkriegen entstand die Idee von einem friedlichen und gemeinschaftlichen Europa. Aus der 1957 gegründeten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) entwickelte sich die Europäische Union mit nun 27 Mitgliedsländern. Wirtschaftliche Überlegungen waren dabei von Anfang an die treibende Kraft - und so begannen auch die ökologischen Probleme. Der 1993 entstandene EU-Binnenmarkt warf viele kritische Fragen auf, in der Euphorie wurden sie selten gehört. Was ist mit dem zusätzlichen Verkehr und Energieverbrauch, den der Binnenmarkt mit sich bringen mußte, weil nun etwa Krabben aus Frankreich nach Polen gefahren, dort gepult und wieder zurück gebracht werden? Auf Deutschlands Autobahnen hat vor allem der Lkw-Verkehr in den letzten fünfzehn Jahren rapide zugenommen.

Da die Verkehrslawine für das Transportwesen an Grenzen stößt, sollen nun "Riesen-Lkw" Deutschlands Straßen beglücken. Die maximale Länge dieser Brummis beträgt dann 25 Meter (statt wie bisher 18 Meter) und das Gewicht 60 Tonnen (bisher 40 Tonnen). Da die Straßen- und Gebäudeschäden mit dem Fahrzeuggewicht aber exponentiell ansteigen, ist das keine Kleinigkeit. Denn schon jetzt richtet ein Lkw 5.000 bis 60.000 mal so viele Schäden an wie ein Pkw - natürlich auch in den Transit-Ortschaften. Freiburg im Breisgau macht hier mit seinen Vororten nicht mehr mit - was Nachbargemeinden ärgert, weil sie mit Recht fürchten, dadurch noch mehr Lkw hinnehmen zu müssen. Doch auch diese Nachbarorte können für den Schwerlastverkehr Sperrungen beschließen. So entstünde ein Widerstand gegen eine EU-Politik, die an den Bürgern, den Regionen und der Ökologie vorbeigerechnet hat.


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