© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/07 07. Dezember 2007

Aufgeschnappt
Geographie der Alten Welt
Matthias Bäkermann

Das Gelächter war weltweit groß, als am 22. Juni 1999 der damalige texanische Gouverneur und Präsidentschaftskandidat George Walker Bush Einblicke in seine außenpolitische Kompetenz vermittelte: "Das einzige, was ich über die Slowakei weiß, ist das, was ich aus erster Hand von ihrem Außenminister erfahren habe, als er nach Texas kam", sagte er zu einem slowakischen Reporter nach dem Besuch des slowenischen Ministerpräsidenten.

Dabei verheddern sich auch renommierte Medien im Dschungel der Staatenvielfalt und ihrer Grenzen auf dem alten Kontinent. CNN beispielsweise blendete 2001 in dem Bericht über die "Anti-Terror-Gespräche" Putins in Berlin eine Europakarte ein, wo Tschechien als "Switzerland" benannt wurde. Ende November hat nun der weltweit ausstrahlende Sender aus Atlanta zwar nicht die Eidgenossen an die Moldau versetzt, aber dafür die politische Wetterkarte etwas durcheinander gebracht. Auf der Europaansicht des CNN-Netzauftritts konnte man nämlich einen Tiefausläufer quer über die DDR hinwegziehen sehen, der polare Winde direkt in das geteilte Berlin strömen ließ. Interessant an der etwas verjährten Landkarte war, daß die neuen Grenzen nach 1991 in Ost- und Südosteuropa gut auszumachen waren.

Inzwischen hat der Nachrichtensender die Scharte ausgewetzt, Deutschland und Berlin geographisch wieder vereinigt. Die Senderverantwortlichen haben die Schuld an der Peinlichkeit einem "externen Dienstleiter" angelastet, von dem man "Karten und Informationen gekauft" habe. Ob es sich dabei um das Pentagon oder Journalisten der ehemaligen DDR-Nachrichtenagentur ADN handelte, ließ CNN offen.


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