© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Blick in die Medien
Bärendienst
Ronald Gläser

Mit seiner von der Kanzlerin zu Recht als "niederträchtig" gebrandmarkten Äußerung über Helmut Kohls Frau Hannelore hat Wolfgang Thierse uns zwei Gefallen auf einmal getan. Zum einen hat er die eigene Maske fallen lassen. Hinter dem "lieben Ossi mit dem Rauschebart" steckt ein ziemlich unanständiger Kerl, der das tragische Schicksal anderer zum Anlaß für hämische Bemerkungen macht. Schäbig ist das - und zwar selbst dann, wenn Thierse in der Sache recht gehabt haben sollte. Der zweite Grund zur Freude ist Thierses Tabubruch. Er hat als Politiker das Augenmerk von sich aus auf das Privatleben eines anderen Politikers gelenkt, obwohl Politiker immer offiziell so tun, als sei es furchtbar gemein, wenn "die Medien" über ihr Privatleben berichten. So versteckt es sich gut hinter der "bösen Bild" und all den anderen bunten Blättern. Dabei waren es die eigenen CSU-Parteifreunde von Horst Seehofer, die seine Affäre haben auffliegen lassen. In Zukunft können Politiker nicht mehr sagen: Das geht "die Medien" nichts an, weil es privat ist. Thierse hat seinen Kollegen einen Bärendienst erwiesen!


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