© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Reportage: Gefangen im Netz - Zwischen Abenteuer und Mediensucht
800.000 Jugendliche gelten als gefährdet
Christoph Martinkat

Sie haben nur den Computer im Sinn. Sie riskieren ihre Ausbildung, verzichten auf Schlaf und soziale Kontakte. Sie wissen, daß mit ihnen etwas nicht stimmt. Doch lösen können sie ihr Problem nicht, jedenfalls nicht ohne Hilfe. Die Rede ist von Internetsüchtigen. Der Begriff der Internetsucht ist in der Forschung umstritten, obwohl die Abhängigkeitssymptome deutlich und mit denen anderer Süchte durchaus vergleichbar sind. Als da wären: Kontrollverlust, Entzugserscheinungen, Vernachlässigung des sozialen Umfeldes bis hin zur totalen Isolation. Am größten ist die Internetabhängigkeit bei männlichen Jugendlichen. Sie stellen - neben Arbeitslosen und Menschen mit Kontaktscheu - die größte Gruppe unter den Computersüchtigen. Laut einer aktuellen Studie liegt die Zahl der Internetabhängigen in Deutschland bei etwas über drei Prozent.

Damit sind nur jene Surfer gemeint, die sich komplett im World Wide Web verfangen haben. Die vom Internet so abhängig geworden sind wie andere von Drogen, Alkohol oder dem Glücksspiel. Keine Rede ist hier von denen, die täglich zwischen fünf bis zehn Stunden vor dem Bildschirm verbringen.

Das Medienzeitalter hat die Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster vor allem jener Menschen radikal verändert, die in ihm aufgewachsen sind. Dabei geht es der Unterhaltungsindustrie mittels immer neuer Angebote um wachsenden Einfluß und Gewinnmaximierung. Den Kindern der Mediengesellschaft jedoch droht neben permanenter Reizüberflutung laut Filmemacherin Sybille Smolka vor allem die Abhängigkeit - 800.000 Jugendliche gelten als gefährdet. "Gefangen im Netz - Jugendliche zwischen Abenteuer und Mediensucht", hat sie deshalb ihre "37°"-Reportage genannt. Dort porträtiert sie Heranwachsende, die nur dann glücklich sind, wenn sie - quasi mit dem Rücken zur Welt - den Bildschirm vor sich haben.


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