© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

UMWELT
Symbolpolitik für das Klima
Martina Zippe

Der Weltklimarat IPCC legte in València seinen Abschlußbericht vor. Zusammengefaßt werden darin die Erkenntnisse der vorangegangenen drei Klimaberichte. Hervorgehoben wird: Der Mensch verursacht die stattfindende Klimaerwärmung. Die Folgen des Klimawandels werden "plötzlich oder unumkehrbar" sein. Die Durchschnittstemperatur werde bis 2100 um mindestens 1,8 Grad Celsius gegenüber 1990 steigen, maximal um 6,4 Grad. Der weltweite CO2-Ausstoß müsse daher bis 2050 um 50 bis 85 Prozent gesenkt werden. Bis 2050 werden aber etliche Schwellenländer ihren Energiebedarf deutlich steigern. Die Weltbevölkerung wird sich bis dahin auf etwa neun Milliarden Menschen vermehren. Seit Jahrzehnten schon ist bekannt, daß ein steigender Energie- und Ressourcenbedarf ökologisch katastrophal ist.

Neu ist allerdings, daß diese Position mittlerweile allgemein anerkannt wird. Wer vor 25 Jahren für das Aufstellen von Altglascontainern eintrat, wurde belächelt, bis die Idee von den etablierten Parteien als ihre eigene verkauft wurde. Die Pionierphase der Umweltbewegung liegt Jahrzehnte zurück. Doch von Bescheidenheit will auch heute kaum jemand etwas wissen. Autos sollen meist schnell und groß sein, Urlaube in ferne Länder führen. Vieles bleibt damit in der Politik symbolisch. Denn wer wirklich etwas ändern möchte, müßte die Bürger von einem neuen Lebensstil überzeugen. Und wer ist da schon mitreißend? "Klimakanzlerin" Angela Merkel? Nein, fast alles soll bleiben wie es ist. Bequem soll das Leben sein, aber irgendwie auch umweltfreundlich. Klima- und Umweltpolitik wird längst nicht mehr belächelt, dennoch bestimmt sie mehr die öffentlichen Diskurse als die Lebenswirklichkeit.


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