© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Stammzellenforschung
Unethische Politik
von Wolfgang Fenske

Mitten in die Diskussion um die sogenannte "verbrauchende Embryonenforschung" und eine Verschiebung des Erzeugungsstichtags importierter embryonaler Stammzellen platzte die Nachricht: Wissenschaftlern ist es gelungen, die adulten Zellen so zu programmieren, daß sie sich wie Stammzellen unbegrenzt teilen und zu verschiedensten ("pluripotenten") Zellen weiterentwickeln können. Die Überwindung des unerträglichen Zustandes, zur Erforschung lebensrettender Zelltherapien menschliches Leben zu töten, scheint damit in greifbarer Nähe. Ministerin Annette Schavan (CDU) verdoppelte zwar den Forschungsetat für die Programmierung von Zellen auf zehn Millionen Euro, bekundete aber, daß sie die embryonale Stammzellforschung weiter fördern wolle. Die Frage ist: Wozu?

Die Wissenschaftslobby, deren Einfluß auf die Forschungspolitik in den letzten Jahren enorm zugenommen hat, spricht dieser Tage gern von der Notwendigkeit einer "vergleichenden Stammzellforschung". Wer vergleicht, hat sich noch nicht entschieden. Eine Zellforschung, die menschliches Leben vernichtet, war zu keinem Zeitpunkt ethisch vertretbar. Sie ist es nun, da sich eine praktikable und ethisch vertretbare Zelltherapie abzeichnet, noch viel weniger. Eine Politik, die jetzt nicht klare Wegweisung gibt, wird selbst unethisch.


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