© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/07 23. November 2007

Aufgeschnappt
Altlasten am Kreml
Matthias Bäkermann

Das halten wir aus", meint der SPD-Fraktionsvorsitzende im Potsdamer Landtag, Günter Baaske. Schon in vier Jahren werde schließlich der Parlamentsneubau auf dem Gelände des Potsdamer Schlosses bezogen, so lange werde man die DDR-Altlast "schon überstehen".

Was es zu überstehen gibt, ist die Fassadengestaltung am derzeitigen Sitz des Landtags auf dem Potsdamer Brauhausberg. In der zu Kaisers Zeiten gebauten Kriegsschule residierte zu DDR-Zeiten die Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei. Am weithin sichtbaren Turm des Gebäudes, welches der Volksmund "Kreml" nannte, prangte deshalb das SED-Emblem mit den verschlungenen Händen vor der roten Fahne. Auch heute sind noch deutlich die Umrisse des Parteiabzeichens  am Backsteinturm sichtbar und werfen ein allzu gestriges Licht auf das brandenburgische Parlament. Roswitha Scheer, parlamentarische Geschäftsführerin der CDU, war dieses totalitäre Relikt ein Dorn im Auge. Um das auch optisch unschöne Emblem zu beseitigen, schlug sie eine Reinigung vor, was sofort den energischen Widerstand  von SPD und Linker hervorrief. Die veranschlagten 60.000 Euro seien zu teuer.

Doch auch der kostengünstigere Vorschlag, eine mit dem roten Adler des Brandenburger Landeswappen bedruckte PVC-Ummantelung, die das SED-Zeichen überdeckt hätte, fiel bei den Roten durch. Auch daß dabei ein gerade vom Kabinett verabschiedetes Konzept zum Umgang mit der SED-Diktatur mißachtet wird, das Kommunen zur Rechenschaft über verbliebene DDR-Symbole auffordert, imponierte Baaske wenig: "Wir haben im Land wirklich andere Sorgen."


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