© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/07 09. November 2007

Knopps "History":
Die Wehrmacht - Eine Bilanz
Christoph Martinkat

Drängende Fragen suchen nach Antworten. Das ist überall so, auch auf dem Feld der Zeitgeschichte. Doch dort stellt seit geraumer Zeit nur noch ein Mann die ultimativen Fragen: Guido Knopp. Knopp ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und Medienprofi, was ihn vielleicht davon abhält, ein seriöser Historiker zu sein. Er selbst bezeichnet sich als "historisch orientierter Journalist", dem offenbar die Medienluft einfach besser schmeckt als die der Akademien. Natürlich gibt es gegen Knopps aufgemotzte "Primetime"-Dokus allerhand einzuwenden, doch daß sie ohne Resonanz blieben, kann man nicht behaupten. Von solchen Einschaltquoten träumt nicht nur die Historikerschar vergeblich. Klar, Konzeption und Stil des Formats sind zumeist ärgerlich und auf Dauer ermüdend, aber die von Spiegel-TV etwa sind es ja ebenso. Vereinfachen, polarisieren, pathetisieren, am Ende wieder glätten - so ist das.

In Knopps neuer fünfteiliger Reihe "Die Wehrmacht - Eine Bilanz" (ab 13. November, dienstags, 20.15 Uhr, ZDF) klingt das wie folgt: Die Wehrmacht - "eine Truppe gehorsamer 'Jawoll'-Sager? Oder ein Millionenheer mißbrauchter junger Männer?" Wir ahnen bereits die Knoppsche Antwort, sie liegt irgendwo dazwischen. Neues wird man bei Guido Knopp niemals entdecken. Dafür aber einige interessante Details, ungesendetes Filmmaterial zuhauf und Spielszenen als Einsprengsel, die zentrale Ereignisse nachträglich illustrieren. Denn das ist die eigentliche Stärke des ZDF-History-Formats: ein mediales Mosaik aus Fakten, Meinungen und Erinnerungen zu sein.


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