© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/07 09. November 2007

Meldungen

Experte: "Wir brauchen die Blue Card nicht"

AACHEN. Das Lean Management Institut (LMI) hat die von EU, Unternehmerverbänden und Politikern geforderte erleichterte Einwanderung von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern kritisiert. "Wir brauchen die Blue Card nicht - auf jeden Fall nicht, um einen Mangel zu beseitigen. Der Fachkräftemangel in Deutschland ist hausgemacht", erklärte LMI-Leiter Bodo Wiegand im Focus. "Wir haben genug Experten im Land. Deren Arbeitskraft wird allerdings zum Teil mit Aufgaben verschwendet, für die sie überqualifiziert sind." Ingenieure sollten keine Rückfragen bei Herstellern erledigen und Meister keine Stundenzettel führen. Laut LMI-Studien werde ihr Spezialwissen nur in der Hälfte der Arbeitszeit eingesetzt. "Die Firmen müßten mehr Sekretärinnen und kaufmännische oder technische Assistenten einstetzen", forderte Wiegand. "Zehn solcher Mitarbeiter könnten im Schnitt 100 Fachkräfte entlasten." Aber aus kurzfristigen Kostengründen wurde das zuarbeitende Personal gekürzt. "Nun verursacht die Ressourcenverschwendung bei Fachkräften Milliardenschäden."

 

Mehr Zuwanderung aus den neuen EU-Ländern

BERLIN. Trotz gesetzlicher Arbeitsmarktregulierungen ist die Zahl der Zuwanderer aus den neuen EU-Mitgliedstaaten in Deutschland seit der Osterweiterung 2004 deutlich gestiegen. Die neuen EU-Bürger nutzten vor allem die Möglichkeit, sich als formal Selbständige niederzulassen, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem Wochenbericht 44/07 mit. Der Anstieg gehe im wesentlichen auf einen verstärkten Zuzug von Polen zurück. Die bereits in Deutschland ansässigen Ausländer aus den neuen EU-Staaten wiesen aber eine bessere Qualifikationsstruktur als fast alle anderen Migrantengruppen auf. Deshalb sollten die bis 2011 geltenden Restriktionen vorzeitig abgebaut werden. "Deutschland wäre schlecht beraten, sich weiterhin selbst um die ökonomischen Vorteile zu bringen, welche die volle Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Staaten mit sich bringt," so das DIW.

 

Manager werden für ihre Arbeit überbezahlt

MÜNCHEN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hält die neue Transparenz bei den Managergehältern für problematisch. "Mit meinen Vorstellungen von Gerechtigkeit deckt sich die Höhe der Gehälter nicht. Ich empfinde Manager im Hinblick auf den Arbeitseinsatz als überbezahlt", erklärte der Chef des Münchner Ifo-Instituts in der Augsburger Allgemeinen. "Dennoch warne ich davor, dagegen vorzugehen. In der Marktwirtschaft sind Lohnstrukturen durch das Gesetz der Knappheit bestimmt, und das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun." Wenn man eine Entlohnung nach dem Prinzip der Gerechtigkeit wolle, stelle man die marktwirtschaftliche Ordnung in Frage. "Würde man die Managergehälter von Staats wegen zusammenstauchen, würden die Manager Deutschland in Richtung London und sonstwohin verlassen", meinte Sinn. Man könne und solle aber durch das Steuersystem eingreifen: "Ich bin der Meinung, daß die Marktwirtschaft ein progressives Steuersystem braucht. Den Reichen muß man nicht nur absolut, sondern auch relativ mehr wegnehmen als den Armen."

 

Zahl der Woche

1.301 Pharmapräparate, die Gentechnik nutzen, wurden 2006 in Deutschland als Patent angemeldet. Das waren zwölf Prozent aller neuen Medikamente. Präparate, die auf Biotechnologie beruhten, erzielten einen Umsatz von 2,38 Milliarden Euro. 2003 waren es nur 1,89 Milliarden Euro. (Quelle: IW Köln)


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