© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/07 02. November 2007

Gustav Sabacel Cher:
Ungewöhnliche Familiensaga
Christoph Martinkat

Preußisches Liebesglück", so heißt ein Gemälde, das das Deutsche Historische Museum vor einigen Jahren erwarb. Es zeigt einen jungen Mann in preußischer Uniform, der eine Frau zärtlich umfaßt. Kein außergewöhnliches Motiv für ein Familienportrait des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dennoch stellt das Gemälde eine Besonderheit dar. Der Grund dafür ist so einfach wie verblüffend: Bei dem dargestellten Rekruten handelt es sich um einen Schwarzafrikaner. Ist das Gemälde eine Allegorie? Behandelt es eine Alliance scandaleuse? Oder doch etwas ganz anderes? Das Museum ließ eine Expertise erstellen. Das Ergebnis liegt nun in Buchform (Nicolai-Verlag) und als TV-Dokumentation vor. Titel: "Preußisches Liebesglück" (Fr., 2. Nov., 22.10 Uhr, ARTE).

Am Anfang steht eine Reise Albrechts von Preußen nach Ägypten. Dort wird ihm 1843 ein nubischer Junge geschenkt. Der Prinz nimmt den Jungen mit nach Preußen. Er nennt ihn "Sabac el Cher",  zu deutsch "Guten Morgen". August Sabac el Cher wächst im herrschaftlichen Schloß auf und avanciert zum Silberverwalter und ständigen Begleiter des Prinzen. Auch Augusts Sohn Gustav macht Karriere. Er wird Kapellmeister in der preußischen Armee. Er ist ein Frauenschwarm und steht Modell für "Preußisches Liebesglück". Auch außerhalb der Armee macht er sich als Dirigent einen Namen. Gustav leitet die ersten Radiokonzerte, wird ein Star der frühen Unterhaltungsmusik. Politisch ist er deutschnational. Als er 1934 stirbt, kondoliert selbst der Kaiser aus dem Exil. Doch damit ist die ungewöhnliche Familiensaga keineswegs zu Ende ...


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