© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/07 02. November 2007

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: "Die verlorene Ehre der Eva H.", JF 43/07

Hündisches Kriechen

Ihrer Berichterstattung über den Fall Eva Herman kann man nur wünschen, daß sie eine große Verbreitung unter den Bürgern findet. Ihr sollte noch der Ausspruch von Gottfried Benn hinzugefügt werden: "Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten". Zu fragen wäre dann nur noch, ob man die Gendermainstreaming-Propagandisten überhaupt zur Intelligenz zählen kann.

Gottfried Dyrssen, Aumühle

 

Kerner hat es endlich getan

Zwischen der Hohmann-Affäre und dem Skandal um Eva Herman nehme ich einen deutlichen Unterschied war, der mich sehr hoffnungsfroh stimmt. Während die mediale Hinrichtung von Hohmann nur Personen erkannten, die intelligent, tolerant gegenüber anderen Meinungen und interessiert an Primärquellen waren, wurde die Posse um Herman sogar von denjenigen durchschaut, die mit nur einer der drei Eigenschaften aufwarten können.

Ich habe lange auf den Zeitpunkt gewartet, an dem der Bogen des Zeitgeistes überspannt wird - Kerner hat dies nun endlich getan! Daß dies von dem überwältigenden Großteil der mündigen und denkenden Bürger so gesehen wird, erkennt man unter anderem an den Einträgen in das Forum des ZDF. Ich danke Kerner für seinen dilettantischen Versuch, auf die andauernden Dreistigkeiten noch einen draufzusetzen!

Bernd Schmidt, Berlin

 

Sie hätten wissen sollen

Bei allem Mitgefühl für Eva Herman sollte man nicht vergessen, daß sie dem System, das sie jetzt ächtet, jahrelang gedient hat. Ihre Äußerung über den "völlig durchgeknallten, hochgefährlichen Politiker" verrät eine linke erregungsrhetorische Diktion. Auch hat sie sich an der "antifaschistischen" Jagd ("Laut gegen Rechts") beteiligt und einen Taxifahrer wegen dessen "ausländerfeindlichen" Äußerungen denunziert. Sie hätte wissen sollen, wie man in dem System mit Abweichlern verfährt.

Prof. Dr. Rainer Voigt, Berlin

 

Antidiskriminierungsgesetz

Wie frei ist die Rede in Deutschland? Dazu äußerte sich zutreffend der kürzlich verstorbene Schriftsteller Walter Kempowski: "Ich bin konservativ und liberal, und das darf man in Deutschland nicht sein ... Man darf ja auch heute nicht seine Meinung sagen in Deutschland. Versuchen Sie das doch mal! Ein Schritt vom Wege, und Sie sind erledigt." Der Fall Eva Herman hat diese Feststellung in eindrucksvoller Weise bestätigt.

Die eingeschränkte Meinungsfreiheit in Deutschland führt zum Opportunismus und zur Heuchelei in vielen Berufsgruppen. Mit welchem Recht fordert ein TV-Talker von Frau Herman, sie solle sich vom Teufel distanzieren? Gäbe es noch die Hexenverbrennung, so hätte der Inquisitor Johannes B. Kerner die Delinquentin am liebsten sofort ins Fegefeuer geworfen. Das Rufmordritual war vorbereitet und vollzog sich mit einer gewissen Präzision mit Hilfe der ausgewählten Gäste. Das "Tribunal des Fernsehgerichtshofes" hatte sein Urteil schon vor Beginn der Verhandlung gefällt, ähnlich wie bei stalinistischen Schauprozessen.

Apropos: Wo bleibt das so hochgepriesene Antidiskriminierungsgesetz im Fall von Eva Herman?

Eckhard Zielinski, Berlin

 

In den Hintergrund gerückt

Bei all der Aufregung gegen die verwerfliche Kampagne gegen Eva Herman kommt ihr eigentliches Anliegen ganz in den Hintergrund. Frau Herman argumentiert berechtigt dagegen, daß durch die neuen Krippentendenzen des Familienministeriums Mütter zu schnell von ihren Säuglingen und von der Familie wieder in die Berufsarbeit gebracht werden. Es ist eigentlich nicht zu begreifen, daß selbst die betroffenen Frauen sich nicht auf ihre Seite schlagen. Sehen sie wirklich nicht die wahren Hintergründe der vordergründigen Behauptung: "Wir schaffen bessere Möglichkeiten zur Vereinbarung von Beruf und Familie"?

Einmal ist es die Lobby der Feministinnen, denen das Bild einer glücklichen Mutter mit Kindern zeigt, daß sie durch ihren "Selbstverwirklichungs-Egoismus" in ihrer Lebensplanung vielleicht etwas falsch gemacht haben. Daher reagieren sie so heftig gegen eine "Nestbeschmutzerin".  Zum anderen ist es die Wirtschaft. Diese weiß genau: Frauen sind kluge, tüchtige, willige, unentbehrliche und vor allem billige Arbeitskräfte, die man nicht entbehren möchte, auch nicht für die Zeit, die das Versorgen und auf den Lebensweg bringen von Kindern beansprucht.

Ist unsere heutige Frauengeneration in ihrer Freude über die errungene Gleichberechtigung über das Ziel hinausgeschossen? Sieht sie nicht, wie sie sich in ein neues Ausgenutztwerden hineinmanövrieren läßt? Vergißt sie darüber etwa ihre Verantwortung  ihren Kindern gegenüber?

Annemarie Kirsche, Salzgitter

 

Für viele lästig

Der Artikel fünf des Grundgesetzes, der die Meinungsfreiheit garantiert, wird anscheinend für viele Meinungsmacher lästig. Ich bin entsetzt über die Vorgehensweise der Medien gegenüber unbequemen Ansichten. Hier wird Meinungsterror geübt.

Eva Herman hat lediglich das in Buchform niedergeschrieben und veröffentlicht, was eigentlich die Mehrheit der Bevölkerung denkt. Wenn hierzu in manchen Kreisen kein Einverständnis existiert, so ist es aber kein Grund, andere Meinungen zu unterdrücken. Es kann nicht angehen, daß solche Vorkommnisse unwidersprochen hingenommen werden können.

Es wäre wünschenswert, wenn bald auch einmal der Bundespräsident, auch als Hüter des Grundgesetzes, auf das geltende Recht der Meinungsfreiheit hinweisen würde. Man kann nicht allen Linken gleich welcher Schattierung alle Torheiten einräumen, Konservativen aber den Mund verbieten. Künftig würden dann noch mehr Bürger den Wahlurnen fernbleiben. Das Vertrauen in diesen Staat steht auf dem Spiel.

J. F. Wilhelm Hörnicke, Eschborn

 

Darf man daran erinnern?

Der des "Totalitarismus verdächtige Putschversuch wider die Meinungsfreiheit" der Medien erinnert vor allem Menschen, die sich in der Zeit des Nationalsozialismus im Widerstand engagierten, an die von ihnen damals bekämpften Praktiken in Presse, Rundfunk und Verbänden.Darf man daran auch nicht erinnern?

Maria von Below, Mielkendorf

 

Nicht den geringsten Mut

Kerner war von der üblichen und von ihm allgemein erwarteten politischen Korrektheit gesteuert. Die Tat des Plauderers erforderte also nicht den geringsten Mut. Interessant ist das Verhalten der mitwirkenden Senta Berger und Margarethe Schreinemakers. Für zwei Gutmenschen weiblichen Geschlechts mußte Eva Herman zum Opfer werden, weil sich deutlich erkennbar zeigte, daß sie nicht nur über ein höheres Maß an Intelligenz und größere Kompetenz verfügte, sondern im Gegensatz zu den anderen mitwirkenden Frauen - völlig unverzeihlich - auch noch mit einer jugendlichen, erheblich anziehenderen körperlichen Attraktivität ausgestattet ist. Ging es denen wirklich um die Sache? Sind sie jemals nicht mit dem Strom geschwommen?

Barbara Jungnickel, Engelsbrand

 

Opportunist, aber kein Eiferer

Großes Lob an die Redaktion für das Interview mit Peer Teuwsen. Daß die erste gleichermaßen schonungslose wie kluge Analyse zum Fall Eva Herman aus der Schweiz kommt, muß den Meinungsführern hierzulande ja zu denken geben. Die Berichterstattung der JF zum Thema ist im großen und ganzen vorbildlich. Allerdings ist Ihnen bei der Schlagzeile "Ein Eiferer spielt Richter" die Kaltblütigkeit abhanden gekommen. Kerner ist zweifellos ein Opportunist, aber gewiß kein Eiferer. Wie kommen Sie nur darauf? Der Mann ist Sportreporter und von jedem ernsten Thema einfach überfordert.

Dr. Ralf-D. Baier, Grevenbroich

 

 

Zu: "Opfer zweiter Klasse" von Gernot Facius, JF 43/07

"Sand in die Augen"

Wer sein ihm gehörendes, im heutigen Polen oder Tschechien gelegenes Eigentum wiederhaben will, dem hilft ein "Zentrum gegen Vertreibungen" überhaupt nichts. Dem helfen auch keine Eingaben oder Petitionen an irgendwelche Politiker, die ohnehin nichts tun. Dem hilft alleine der juristische Weg.

Die Politik der Bundesregierung zur Schaffung einer Gedenkstätte gegen Vertreibungen vor dem Hintergrund der Verzichtserklärung der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen ist daher in meinen Augen nur "Opium fürs Volk" und nichts als ein weiterer Versuch, den Vertriebenen - entgegen ihren Rechten nach dem Völkerrecht - zu suggerieren, daß ihr Eigentum in Polen beziehungsweise in Tschechien für alle Zeiten weg sei.

Den Landsmannschaften und den "heimatverbundenen" Zeitungen kann ich daher nur raten, sich bezüglich der Berichterstattung über das Werden dieses Zentrums zurückzuhalten. Jede euphorisch klingende Information über den Fortschritt des Projektes streut den immer noch auf Gerechtigkeit hoffenden Vertriebenen zusätzlichen "Sand in die Augen".

Karin Zimmermann, Neunkirchen-Seelscheid

 

 

Zu: "Tierschutz auf dem Rückzug" von Edgar Guhde, JF 43/07

Abrutsch in die Barbarei

Es ist eine Errungenschaft, einem Tier durch Betäubung  die Angst beim Sterben zu nehmen. Es ist nicht nur in der Tiermedizin Vorschrift, ein Tier erst zu betäuben, bevor es getötet wird. Für mich ist Schächten ohne Betäubung ein Abrutsch in die Barbarei. Darüber sollte gar nicht erst diskutiert werden müssen.

Anja Kube, Rügen

 

 

Zu: "Ruhestand als Fremdwort" von Hans-Joachim von Leesen, JF 43/07

Endlich Zeit haben

Von den vielen Generalen im Ruhestand, die ich kenne, gibt es nur wenige, die nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst nicht ehrenamtlich tätig sind oder waren, sei es in wohltätigen, kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, ja auch in sportlichen Vereinigungen. Einige haben sich mit geschichtlichen oder gesellschaftspolitischen Themen befaßt und darüber Bücher veröffentlicht.

Viele dieser nützlichen Einsätze für die Allgemeinheit sind wenig spektakulär, daher oft auch nur engeren Kreisen bekannt, und sie sorgen deshalb nicht für "Schlagzeilen". Daß nur wenige nach Dienstende hauptamtliche Vollzeittätigkeiten ausüben, mag auch daran liegen, daß wir in den letzten 15 oder 20 Jahren unseres Berufslebens meist sechzig bis achtzig Stunden pro Woche eingespannt waren, mit vielen langen Trennungen von der Familie, so daß im Ruhestand eine ortsnahe Teilzeitbeschäftigung endlich einige Zeit für Dinge übrigläßt, auf die man viele Jahre verzichten mußte.

Jürgen Schlüter, Garmisch-Partenkirchen

 

 

Zu: "Keine Angst vor dem Zorn aus Peking" von Albrecht Rothacher, JF 42/07

Ein Riesenfehler

China ist nicht nur ein immer wichtiger werdender Handelspartner - es wird auch in wenigen Jahrzehnten eine militärische Großmacht sein von globalem Gewicht. Wer oder was hat Frau Merkel bewogen, den Dalai Lama ausgerechnet im Kanzleramt zu empfangen? Es war ein Riesenfehler, das immer noch halbwegs deutschfreundliche China so nachhaltig zu verprellen. Angesichts dieser grundlegenden Tatsachen ist die Analyse der JF zu diesem Thema dilettantisch, die sichtbar gewordene Einstellung zu China arrogant und ignorant.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf

 

 

Zu: "Verfehlte Politik" von Thorsten Hinz, JF 42/07

Erfolg der Indoktrination

Wieder einmal hat Thorsten Hinz mit seinem messerscharfen Verstand und wohl auch vor dem Hintergrund eigener DDR-Erfahrung das Problem der "Ausländerfeindlichkeit" in den neuen Bundesländern unter die Lupe genommen und auf seinen wahren Kern zurückgeführt.

Ergänzend erlaube ich mir dazu zu bemerken, daß das Auseinanderklaffen von Realität und plump verlogener DDR-Politik, das die Menschen von klein auf zu einem mehr oder weniger überlebensnotwendigen schizophrenen Verhalten zwang, zu einer besonderen Sensibilität und Wachheit gegenüber propagandistischer Heuchelei geführt hat. Die Hoffnung vieler, im Westen endlich frei von Verstellung und Anpassungsdruck zu sein, hat sich schnell zerschlagen. Das Rütteln an Tabus (political correctness), auch was die verfehlte bundesdeutsche Ausländerpolitik betrifft, scheint angesichts der hysterischen Reaktion der medialen und politischen Öffentlichkeit aufmüpfige Jugendliche geradezu zu "Mutproben" herauszufordern, so wie auf der anderen Seite ausländische Jugendliche zuweilen das Ansehen unter ihresgleichen durch Straßenkriminalität zu heben versuchen.

Was mich persönlich ein ums andere Mal in Erstaunen versetzt, ist der scheinbar durchschlagende Erfolg der Indoktrination vieler westlicher Landsleute durch die "Re-education", die den Betroffenen selbst (darunter auch aus dem eigenen Verwandtenkreis) nicht bewußt ist. Dies ist keine durch eine Diktatur erzwungene Persönlichkeitsspaltung, sondern ein unmerklicher Verlust an kritischer Realitätswahrnehmung, der uns nun als Vorbild dienen soll.

Monika Tantzscher, Berlin

 

 

Zu: "Kontroverse Interpretationen" von Jürg Dreytaler, JF 41/07

Angenehm überrascht

Ich bin sehr angenehm überrascht über ihren sachlichen und durchaus fundierten Bericht über den Besuch im Kreationisten-Museum. Er ist ohne Häme geschrieben, was heutzutage selten geworden ist. Vielen Dank!

Karl-Heinz Vanheiden, Hammerbrücke

 

 

Zu: "Staaten aus fremdem Geist" von Thorsten Hinz, JF 41/07

These vom bösen Deutschen

Eine Randbemerkung zu dem verdienstvollen, notwendigen Aufsatz von Thorsten Hinz: Marx war seinem Wesen nach kein Deutscher, sondern ein Engländer und starb nicht von ungefähr in London. Sein direkter Vorläufer war der Engländer Bent­ham mit seiner Devise "The greatest happiness for the greatest number " ("Handbuch der politischen Ökonomie", 1793). Im Gegensatz zu uns Deutschen dachten Engländer während ihrer ganzen Geschichte nur utilitaristisch (wie auch ein mittelalterlicher englischer König auf die entsprechende Frage einmal antwortete "It is, as it is").

Die größte politische Lüge ist daher die bis heute verbreitete linke These vom bösen Deutschen: deutsches Denken neigt von jeher zum wirklichkeitsfernen Idealismus. Und damit zusammen hängt das Verständnis des Christentums als des genauen Gegensatzes zum Marxismus: dem Ideal "Was meins, ist auch deins" steht nicht nur die Auffassung von Religion als "Opium für das Volk", sondern auch der kommunistische Impuls "Was deins ist, ist auch meins" gegenüber. Auch der Calvinismus als Voraussetzung jedes neuzeitlichen Imperialismus, dem auch Hitler anhing, ist bezeichnenderweise nicht in Deutschland entstanden.

Wolfgang R. Thorwirth, Gummersbach

 

 

Zu: "Das Chorheulen der Ahnungslosen" von Klaus Motschmann, JF 39/07

Der Begriff "entartete Kunst"

Wie in der JUNGEN FREIHEIT bereits berichtet, entstammte der Begriff "entartete Kunst" nicht dem Nationalsozialismus. Max Nordau, führender Zionist, Schriftsteller und Arzt mit eigentlichem Namen Südfeld, analysierte ihn in dem zweibändigen Werk "Entartung" (1892/93). Übernommen hatte Max Nordau ihn von seinem Glaubensgenossen Cesare Lombroso, der 1871 die Theorie der Entartung als Begründer der Kriminalanthropologie angewendet hatte. Sein Vorbild war wiederum der französische Irrenarzt Auguste Bénédict Morel, der 1848 den Zusammenhang zwischen seelischer und körperlicher Entartung erforscht hatte ("Morelsche Degenerationszeichen").

Ingeborg Pohl, Kleinmachnow


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