© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/07 02. November 2007

Langfristig denken
Mahner gegen die Staatsverschuldung: Zum 60. Geburtstag des Mathematikers und Ökonomen Bernd-Thomas Ramb
Ronald Gläser

Wenn Bernd-Thomas Ramb dieser Tage die Zeitung aufschlägt und dort wohlfeile Sätze über den gegenwärtigen Linksruck liest, dann schüttelt er den Kopf. Sag ich doch seit Jahren, geht ihm dann durch den Sinn. Ein Schlüsselerlebnis in diesem Zusammenhang ereignete sich vor einigen Jahren in Hamburg: Der Vortragsredner und Ex-Wahlkämpfer für den Bund Freier Bürger (BFB) nutzt eine Pause im Hamburger Amerikahaus, um sich die Beine zu vertreten. "Also ich gehe raus, da sehe ich auf einmal die Haßgesichter der Antifa-Gegendemo. Zwölfjährige, die sie dort hingekarrt hatten, um gegen meinen Vortrag zu demonstrieren, und die nun aus voller Kehle 'Nazis raus' schrien", erinnert er sich. "In meinen Augen war das Kindesmißbrauch."

Als Ramb selbst ein Jugendlicher war, da spielte er Baß bei der Band Vains. "Heute würde man wohl sagen, das war eine Boygroup." Zwischen 1963 und 1966 haben sie alles nachgespielt, was damals in war: The Who, die Kinks oder Stones.

Für Politik hat er sich schon früh interessiert. Der Vater war einer der Mitbegründer der hessischen CDU. Und der kleine Bernd trieb sich oft auf Vertriebenenveranstaltungen herum. Hessen war ja voll mit Ostflüchtlingen. "Da habe ich schnell damit begonnen, mich für die Tagespolitik zu interessieren", erinnert er sich. In der zweiten Klasse konnte er bereits das gesamte Kabinett Adenauer korrekt aufsagen. Nach dem Abitur studierte er Mathematik, Physik und Betriebswirtschaft in Gießen und in Marburg. 1984 erfolgte seine Habilitation an der Universität Siegen im Fach Volkswirtschaftslehre. Wenn Ramb ein Linker wäre, dann wäre er mit seiner Akademikerkarriere ein typischer 68er.

Ist er aber nicht. Ramb denkt langfristig. Eigene Kinder schärfen den Blick auch auf die entfernte Zukunft, sagt man. So gesehen ist er der geschaffene Analytiker. Zwischen 1968 und 1987 bekamen der gläubige Katholik (ZdK-Mitglied 2000/02) und seine Frau Elisabeth fünf Kinder: vier Jungen und zuletzt endlich auch ein Mädchen. Ob er ihnen raten würde, sich auf die Gesetzliche Rentenversicherung zu verlassen? Oder ein Vermögen im von ihm politisch bekämpften Euro anzulegen? Wohl kaum. Ramb, der bis 2006 eine JF-Kolumne schrieb, bleibt trotz Euro-Höhenflugs äußerst kritisch.

Sein zweites großes Thema ist die Staatsverschuldung. 2006 veröffentlichte er eine Studie, in der er vor der bevorstehenden "nächsten Währungsreform" warnte. Als Ursache dafür sieht er die "gigantische Staatsverschuldung, deren Ausmaß nur schwer faßbar und offensichtlich selbst den verantwortlichen Politikern kaum bewußt ist".

Wenig später trat er als Hauptredner bei den Deutschen Konservativen in Bremen auf. Ramb forderte ein Ende der Schuldenpolitik, die dem Stadtstaat die höchste Pro-Kopf-Verschuldung Deutschlands gebracht hat. "Da fehlt nicht nur konservatives Denken, sondern jede ethisch-moralische Grundlage gegenwärtiger Wirtschafts- und Sozialpolitik - den kommenden Generationen wird keine 'soziale Gerechtigkeit' zugebilligt", urteilte er vor kurzem über die jüngsten SPD-Beschlüsse in der JF.

Mit seinen klaren Worten ist er zum Synonym für eine liberalkonservative Wirtschaftspolitik geworden. Es gibt also genug für ihn zu tun. Am nächsten Dienstag wird Bernd-Thomas Ramb sechzig Jahre alt.


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