© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/07 26. Oktober 2007

Meldungen

Zur Mikrogeschichte der Globalisierung

ESSEN. Erst nach 1970 erreichte die weltwirtschaftliche Verflechtung wieder das Niveau aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Was vor dreißig Jahren endlich als "Globalisierung" auf den Begriff gebracht wurde, prägte also bereits den Alltag unserer Altvorderen. Kein Wunder, wenn sich das Studium der "Mikrogeschichte" der Globalisierung immer öfter jenen vergangenen Gefilden zuwendet. Im Vordergrund der wirtschaftshistorischen Forschung steht dabei die Frage nach den kulturellen Konsequenzen des globalisierten Gütertausches. Hat die Uniformierung der Konsumgewohnheiten eine Monotonisierung der Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster zur Folge? Gibt es frühe Entsprechungen zu dem, was heute unter dem Etikett der "McDonaldisierung" Prozesse der kulturellen Entdifferenzierung bezeichnet? Nach Ansicht Angelika Epples, die in einem methodisch konfusen Beitrag den Aufstieg des Kölner Schokoladenfabrikanten Stollwerck zum weltweit agierenden Konzern verfolgt, erweist sich die kulturkritische Klage über die homogenisierenden Effekte der Globalisierung indes als gegenstandslos (WerkstattGeschichte, 1/07). Neben den üblichen Befunden zur "rassistischen" und "imperialistischen" Bildsprache in der Werbung des in den deutschen Kolonien agierenden Kölner Kakao-Verwerters konstatiert Epple, daß es Stollwerck nicht gelungen sei, mit seiner global angebotenen "Weltmarke" in die "kulturellen Tiefenschichten" bis zu deren "Vereinheitlichung" vorzudringen.

 

Holocaust-Erinnern als neues Master-Studium

BERLIN. Das Touro College, die erste und einzige amerikanisch-jüdische Privatuniversität in Deutschland, bietet im startenden Wintersemester den "Master-Studiengang zur Vermittlung des Holocaust" an. Wie der Gründungsdekan Andreas Nachama, ehemaliger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Berlin und Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, betonte, soll das neue interdisziplinäre Studium, das sich erstmals ausschließlich der NS-Verbrechen und der Vermittlung dieser Geschichte in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit widmet, "eine adäquate Form des Erinnerns an den Holocaust möglich machen". Neben den Studenten des Touro College in Berlin-Charlottenburg sind deshalb Lehrer und Hochschulabsolventen in den Disziplinen Geschichte und Politikwissenschaften Adressaten des Holocaust-Studiums. Das Touro College wurde 2005 von dem New Yorker Soziologen und Rabbi Bernard Lander gegründet und hat im Jahr darauf vom Berliner Senat die Zulassung als staatlich anerkannte Hochschule erhalten.

 

Erste Sätze

Man hat unserem Zeitalter den Beinamen des "nervösen" gegeben.

Richard Zander: Vom Nervensystem, seinem Bau und seiner Bedeutung für Leib und Seele im gesunden und kranken Zustand, Leipzig 1903


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