© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/07 26. Oktober 2007

Frisch gepresst

CS und Forsthoff. Die Edition von Carl Schmitts Korrespondenzen kann leicht zu einer unerfüllbaren Lebensaufgabe werden. Gott sei Dank verteilt sich die Last auf vielen Schultern, so daß eine Erscheinungsfolge von schöner Regelmäßigkeit gesichert ist. Erstmals seit langer Zeit, seit der Publikation der Briefwechsel mit Armin Mohler (1995) und Ernst Jünger (1999), ist nun wieder ein sehr umfangreicher, 359 Briefe und Karten umfassender Bestand veröffentlicht worden: der gedankliche Austausch mit einem Schüler und Kollegen, dem nach 1945 in Heidelberg lehrenden Ernst Forsthoff (1902-1974), für dessen Edition, Einleitung und Kommentierung Dorothee und Reinhard Mußgnug sowie Angela Reinthal in Zusammenarbeit mit Gerd Giesler und Jürgen Tröger verantwortlich zeichnen. Der Schwerpunkt liegt auf den fünfziger und sechziger Jahren, da sich die Wege der beiden Staatsrechtler 1933 für "tausend Jahre" trennten, so daß ausgerechnet hier eine für den Wissenschaftshistoriker wie für den biographisch Interessierten höchst schmerzliche Funkstille zu vermelden ist. Reichlich Entschädigung bieten dafür vor allem Forsthoffs oft ätzende Kommentare zur "geistigen Situation" in "einem weitgehend entpolitisierten Lande" wie der Bonner Republik. Verglichen mit der zeitkritischen Verve Forsthoffs wirken manche von Schmitts Einlassungen fast schon altersmilde (Briefwechsel Ernst Forsthoff - Carl Schmitt 1926 bis 1974. Akademie Verlag, Berlin 2007, gebunden, 592 Seiten, Abbildungen, 49,80 Euro).

 

Nonkonformes. Bekannt ist Rainer Zimmermann vor allem als Kunsthistoriker. Sein 1980 erschienenes Werk "Die Kunst der verschollenen Generation", gewidmet jenen deutschen Malern, die den Expressionismus der ersten Stunde beerbten, gilt noch immer als Standardwerk des "Expressiven Realismus" - ein Begriff, den Zimmermann selbst einst prägte. Weniger bekannt ist, daß der 1920 in Nordböhmen geborene, langjährige Chefredakteur der Oberhessischen Presse auch in der Philosophie heimisch ist. Gelegenheit, diese unbekannte Seite kennenzulernen, bieten die "Philosophischen Seitensprünge. Gedanken über Gott und die Welt" (Universitas Verlag, Wien 2007, gebunden, 233 Seiten, 19,90 Euro). In einer lockeren Abfolge sind hier Aphorismen versammelt, die sowohl in ihrer knappen, doch ästhetischen Sprache als auch inhaltlich - wie zum Beispiel über die Hätschelung der Randgruppen -  manches Schmuckstück bereithalten.


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