© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

Hubert Gindert
Der Standhafte
von Anni Mursula

Als Eva Herman in der Öffentlichkeit schärfstens kritisiert wurde, die Presse ihr immer wieder das Wort im Mund verdrehte und - statt nach der Wahrheit zu fragen - sich einer unbequemen Stimme entledigen wollte, ist ein Mann standhaft geblieben: Hubert Gindert, der Initiator und Vorsitzende des 2000 gegründeten konservativen Forums Deutscher Katholiken (JF 42/07), das sich als Plattform "papst- und kirchentreuer Katholiken" versteht. Der emeritierte Professor für Betriebswirtschaft und studierte Politikwissenschaftler lud die in der Öffentlichkeit falsch zitierte und schließlich medial hingerichtete Ex-Nachrichtensprecherin als Gastrednerin zu seinem Forum nach Fulda ein, da sie aus seiner Sicht zum Thema Kindererziehung in der Familie das Richtige sage.

Und er ließ die Einladung bestehen - trotz heftiger Kritik: So hatte nur wenige Stunden vor Beginn des Kongresses der hessische Staatsminister und Schirmherr des Forums, Alois Rhiel (CDU), Gindert vor die Wahl gestellt: entweder Herman oder er. Immerhin hat das Lokalblatt Fuldaer Zeitung bei ihm angefragt, ob er als Staatsminister verantworten könne, gemeinsam mit Herman bei einer Veranstaltung aufzutreten. Doch Gindert ließ sich nicht einschüchtern: Herman durfte reden und wurde vom achthundertköpfigen Publikum mit tosendem Beifall empfangen. Rhiel dagegen, dessen Ultimatum bei dem engagierten Katholiken ins Leere gelaufen war, hatte aus Protest seine Schirmherrschaft medienwirksam niedergelegt.

Für den 74jährigen Gindert, der seit 1996 Chefredakteur des katholischen Monatsmagazins Der Fels ist, war es vollkommen unverständlich, warum Rhiel so schnell - beim geringsten Gegenwind - in die Knie ging. "Was ist von so einem Politiker noch zu erwarten, wenn eine echte Krise bevorsteht?" Vielleicht fehlte dem Mann aus Bayern auch deshalb das Verständnis, weil er im Gegensatz zu Rhiel selbst unerschüttert blieb, und das bei weitaus stärkerem Gegenwind. Immerhin griff auch der Zentralrat der Juden Gindert an: Das breite Lob für Herman auf dem Kongreß bedeute "nicht nur ein Armutszeugnis für die Teilnehmer, sondern auch eine Ohrfeige für all diejenigen, die sich über sechzig Jahre in der Aufarbeitung der Nazi-Diktatur engagiert haben", sagte der Vizepräsident des Zentralrates, Dieter Graumann. Wenn der Kongreßleiter Herman nun zur "Märtyrerin im Kampf für Ehe, Familie und Kinder" mache, zeige dies, "welch seltsamer Geist in der Leitungsspitze des Forums Deutscher Katholiken zu herrschen" scheine.

"Wenn Werte wie Ehe, Familie und Kinder von einem 'seltsamen Geist' zeugen, frage ich mich, was dann der richtige Geist sein soll", sagte Gindert. Etwa Einknicken, Bloßstellen und Verleumden? Nicht für den gläubigen Katholiken. Ihn habe die Kampagne gegen Herman in seiner Position nur noch bestärkt. Jetzt würde er die Buchautorin erst recht einladen. Doch auch sein Glaube dürfte ihn bestärken. Schließlich steht schon in der Bibel, wer nicht auf Sand, sondern auf Fels baut, dem kann auch der stärkste Sturm nichts anhaben.


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