© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Rußlands Patriotismus:
Für Gott, Zar und Vaterland
Christoph Martinkat

Zu Zeiten von Boris Jelzin, der sich gern "Zar Boris" nennen ließ, wurde die alte Sowjet-Gesellschaft rigoros umkrempelt. Doch die Öffnung nach Westen mit Demokratisierung und Privatisierung hat dazu geführt, daß eine kleine Schicht superreicher Oligarchen entstand, während die breite Masse der Bevölkerung in bittere Armut verfiel. Politischer Machtverlust, mafiöse Wirtschaftsstrukturen und der Druck der Globalisierung haben die Sympathien der Russen für die westliche Welt längst aufgezehrt. Auf den Trümmern des postkommunistischen Großreichs konnte Jelzins Nachfolger Putin nun mit einer großangelegten Zentralisierungs- und Verstaatlichungskampagne beginnen, begleitet von den Parolen eines neuen russischen Patriotismus.

Der Dokumentarfilm "Für Gott, Zar und Vaterland" (Di., 9. Okt., 20.40 Uhr, Arte) zeigt, was den russischen Patriotismus von heute antreibt. Mikhail Morozov, ein erfolgreicher Geschäftsmann, bezeichnet sich selbst als russischen  Patrioten und Christen. 100 Kilometer südwestlich von Moskau hat er "das Dorf der Narren" gegründet. Menschen aus ganz Rußland kommen hierher, um echte russische Patrioten zu werden. Wenn sie das "Dorf der Narren" betreten, verzichten die neuen Bewohner auf alle vorherigen Rechte. Sie erklären sich damit einverstanden, sich Morozovs strengen Regeln zu unterwerfen. "In dieser Gesellschaft wird die Vertikale der Macht respektiert, und genau dies ist es, was unser Land am meisten benötigt", erklärt Morozov, nicht ohne dabei auf sein Idol Wladimir Putin und dessen Erfolge zu verweisen.


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