© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Wege zurück ins Leben
Lebensschutz: Der Verein Rahel klärt Frauen über die psychischen Auswirkungen von Abtreibungen auf
Anni Mursula

Es gibt kaum ein anderes Thema, das in der Öffentlichkeit so tabuisiert ist wie das Töten von ungeborenem Leben: In den Augen der Öffentlichkeit stellt Abtreibung kein Problem dar. Wer sich aber des Themas annimmt und behauptet, daß in Deutschland jährlich statt der offiziellen 120.000 bis zu 400.000 Kinder abgetrieben werden, wird schnell als Fundamentalist abgestempelt. Wer zudem noch sagt, daß auch die Frau unter der Abtreibung leiden könnte, wird am Ende gar nicht mehr ernst genommen. Denn durch die Achtundsechziger- und Emanzipationsbewegung ist der Abbruch einer Schwangerschaft zum guten Recht jeder Frau geworden. Damit negative Erfahrungen zu verbinden, gilt schlichtweg als politisch unkorrekt.

Weil viele Frauen für ihre Leiden nach einer Abtreibung oft keine Hilfe fanden, gründete Christa Heinel Anfang Oktober 1992 - also vor genau 15 Jahren - den Verein Rahel. Diese Organisation hilft Frauen durch Beratungsangebote, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Zu den wichtigsten Aufgaben der Lebensschutzorganisation gehört die Aufklärung über die Folgen des Schwangerschaftsabbruchs - über das sogenannte "Post-Abortion-Syndrom" (PAS). Die Symptome reichen laut Rahel von Depressionen über Selbstmordgedanken bis hin zu körperlichen Krankheiten. Die Vorsitzende des Vereins, Gisela Koch, ist davon überzeugt, daß es zahlreiche Frauen in psychiatrischen Kliniken gibt, die an den Folgen einer Abtreibung leiden. "Das Problem ist, daß dieser Zusammenhang nicht erkannt wird. Oft werden sie nur mit Psychopharmaka ruhig gestellt, ohne daß über das eigentliche Problem, die Abtreibung, überhaupt gesprochen wird", sagt sie. "Nur wenige Ärzte wissen etwas über PAS, weil darüber an deutschen Universitäten bis heute nicht gelehrt wird."

Um Frauen helfen zu können, betreibt der ausschließlich von Spenden lebende Verein öffentliche Aufklärung in Schulen und Medien und bietet Informationen im Internet an. Dabei geht es der Organisation nicht darum, das Verbrechen gegen das Leben herunterzuspielen, sondern darum, Frauen zu helfen, die diesen Fehler begangen haben und nun darunter leiden.

Gisela Koch betont die grundlegende Bedeutung von christlichen Werten und Barmherzigkeit bei der Arbeit mit den traumatisierten und oft mit Selbsthaß erfüllten Frauen. Auch aus eigener Erfahrung weiß sie, welche schlimmen Folgen eine Abtreibung haben kann. Denn auch sie hat vor dreißig Jahren ihr drittes Kind abgetrieben. "Fünfzehn Jahre lang hatte ich schleichende Depressionen", sagt sie. Eine Lebensbeichte bei einem Seelsorger ihrer Gemeinde habe ihr endlich geholfen. Durch Rahel will sie Frauen ebenfalls zur Heilung helfen. "Rahel sieht es als Auftrag, auf das große Leid Hunderttausender Frauen aufmerksam zu machen und ihnen in ihrer Einsamkeit eine Stimme zu geben. Denn das zweite Opfer nach der Abtreibung ist immer die Frau."

Informationen im Internet: www.rahel-ev.de


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