© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Meldungen

Offene Kritik an US-Managementmethoden

BOPPARD. Der deutsche Baumaschinenhersteller Bomag hat anläßlich des 50jährigen Firmenjubiläums erstmals offen über die katastrophale Unternehmenspolitik unter Führung des US-Konzerns SPX in den Jahren 2001 bis 2004 berichtet. Unter dem Diktat der einseitigen Kostenreduzierung wurden nicht nur wichtige Geschäftsbereiche verkauft, sogar Dächer wurden nicht repariert, so daß "bei Regen eine Zeitlang sogar Eimer aufgestellt werden mußten", heißt es in der Jubiläumsschrift. "In der Ägide von SPX lagen die Investitionen deutlich unter den Abschreibungen, es wurde stark auf den Cashflow geschaut", erläuterte Bomag-Chef Martin Ochotta in der FAZ. Bomag lebte daher faktisch von der Substanz, langfristige Strategien fehlten. Seit drei Jahren gehört der Weltmarktführer auf dem Sektor der Verdichtungstechnik zur französischen Fayat-Gruppe. "Wir haben sofort in Bomag investiert, um die verlorene Zeit aufzuholen", erklärte Aufsichtsrat Jean Claude Fayat. Dennoch seien die Renditen nach wie vor deutlich zweistellig, so Ochotta. Man rechne mit Umsatzzuwächsen von jährlich zehn Prozent. "Der russische Markt wächst sehr dynamisch", erklärte Vertriebschef Martin Unger. In Osteuropa stünden viele Infrastrukturmaßnahmen sowie die Fußball-EM und die Olympiade 2014 in Sotschi an.

 

"Wiedererfindung des Staates" gefordert

Santa Barbara. Der Wissenschaftler Ernst Ulrich Michael Freiherr von Weizsäcker hat die "Wiedererfindung des Staates" gefordert. "Globalisierung heißt, daß der Markt und der Kostenvergleich global sind, während der Staat national bleibt", schrieb der Dekan der Bren School of Environmental Science and Management an der University of California in der Financial Times Deutschland. "Die Staaten werden zu Spielbällen. Unternehmer und Kapitaleigner erzählen ihnen, wieviel Steuern sie noch tolerieren können. Das Wahlvolk schaut ungläubig zu", warnte von Weizsäcker. "Das Pendel weg vom Staat ist viel zu weit ausgeschlagen." Die Privatisierung der Gebäudeversicherung in den USA etwa habe "die Prämien in die Höhe schießen lassen, weil die Privatversicherer Heere von Vertretern losschicken und bezahlen müssen. Das Staatsmonopol war schlicht effizienter", so von Weizsäcker. Nötig seien globale Regeln und Institutionen sowie internationale Bandbreiten für Kapitalsteuern. "Der Begriff des Staates muß zunehmend internationale Funktionen einschließen."

 

Wirtschaftsinstitut kritisiert Preiserhöhung

MÜNCHEN. Das Münchner Ifo-Institut hat die massiven Preis­erhöhungen bei den Lebensmittelketten kritisiert. Am Weltmarkt seien die Agrarrohstoffe zwar erheblich teurer geworden, aber "Hersteller und Handel vertuschen gern, daß der Rohstoffanteil an den Gesamtkosten zuweilen sehr gering ist", erklärte Agrarexperte Manfred Schöpe im Spiegel. "Bei Brot beispielsweise belaufen sich die zusätzlichen Ausgaben für Getreide lediglich auf zwei bis drei Prozent des bisherigen Preises." Butter oder Magermilchpulver enthielten zwar hohe Milchbestandteile, "Fruchtjoghurt dagegen - wie alle Milchfrischprodukte - besteht zu einem großen Teil aus Wasser", erläuterte der Ifo-Wissenschaftler.

 

Zahl der Woche

Mit 59.500 Euro im Jahr hatte Luxemburg 2006 das höchste Bruttonationaleinkommen (BNE) je Einwohner in der EU, gefolgt von Dänemark (41.100) und Irland (35.600). Frankreich (28.600) und Deutschland (28.500) lagen im Mittelfeld, Rumänien (4.400) und Bulgarien (3.300) am Ende. (Quelle: Eurostat)


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