© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/07 14. September 2007

... das Wild zum Abschuß freigegeben
Eva Herman und die Journalisten: Eindrücke von der Buchvorstellung im Haus der Bundespressekonferenz
Anni Mursula

Die meisten der etwa dreißig anwesenden Journalisten scheinen bereits genau zu wissen, was sie in der nächsten Stunde hier im Haus der Bundespressekonferenz erwartet: Was immer jetzt kommt, können sie unmöglich gutheißen.

Ein Jahr nach dem Erscheinen von Eva Hermans umstrittenem Buch "Das Eva-Prinzip" trafen sich vergangenen Donnerstag in Berlin Journalisten zu einer Pressekonferenz des Pendo-Verlags: Anlaß war die Veröffentlichung des neuen Buches der Ex-Tagesschausprecherin "Das Prinzip Arche Noah".

Als Eva Herman den Konferenzraum betritt, schmunzeln zwei in die Jahre gekommene Herren: "Ach, die Frau Herman ist ja schlanker geworden. Steht ihr." Sie sind nicht die einzigen Journalisten, die sich mit chauvinistischen Bemerkungen hervortun. Denn im Fall Herman ist alles erlaubt: Eine Frau, die freiwillig den Schutz des Feminismus verlassen hat, gilt als "Freiwild". Auf sie darf scharf geschossen werden. Und so wird an diesem Tag viel getuschelt. Man scheint den Kurs für die nächsten Tage abzustecken: Herman muß in den Berichten und Buchbesprechungen mindestens als naives Dummchen dargestellt werden.

Als Eva Herman die Achtundsechziger-Generation für die Abschaffung wichtiger gemeinschaftsstiftender Werte verantwortlich macht, sorgt sie bei den anwesenden Medienvertretern zusätzlich für Verärgerung. Offenbar fühlen sich viele im Saal persönlich angegriffen, etwa nach dem Motto: Schließlich habe man nicht nur die Frauen, sondern die ganze Gesellschaft befreit.

Dabei scheinen viele Journalisten die unzeitgemäßen Ansichten von Eva Herman nicht zu begreifen. So fragt ein Reporter in modisch zerrissenen Jeans: "Ich bin 38 Jahre alt und in DDR-Krippen erzogen worden. Meinen Sie also, ich sei deshalb psychologisch labil und weniger bindungsfähig?" Beifallheischend sieht er sich im Saal um - und merkt gar nicht, daß sein bewußt geringschätziges Verhalten nicht unbedingt von der besten Kinderstube zeugt.


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