© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/07 14. September 2007

UMWELT
Ein Quadratmeter Wohnung fürs Klima
Volker Kempf

Das Meerwasser von Monaco ist klar. Die Luft ist nur durch den dichten Verkehr belastet. Daran hat auch der Tourismus seinen Anteil. Eine Fahrt mit dem Stadtbus gibt es daher zum Spottpreis von einem Euro. Auch sonst herrscht reger Verkehr: Der Hafen ist voller Luxusyachten. Eine der wichtigsten Yachtausstellungen der Welt findet einmal im Jahr in Monaco statt. Der nächste Termin ist der 19. bis 22. September. 30 neue Yachtmodelle sollen präsentiert werden. Etwa 45 der ausgestellten 95 Yachten werden länger als 40 Meter sein. Da liegt der Gedanke an Umweltschutz fern. Doch Luc Pettavino, Geschäftsführer der 17. Monaco Yacht Show (MYS), erklärt in der Monaco-Zeitung, die Hersteller hätten das Umweltthema entdeckt. Ein Umweltsiegel wurde eingeführt. Pettavino will Monaco zum ersten "CO2-neutralen" Hafen Europas machen.

Für die MYS soll die Klimabilanz ausgerechnet werden: Flugtickets, zurückgelegte Straßenkilometer der Aussteller, Stromverbrauch und Hotelübernachtungen werden berücksichtigt. Am Ende kommt ein Betrag von etwa 35.000 Euro heraus, was soviel ist, wie ein Quadratmeter Wohnung in Monaco kostet. Mit dieser Summe werden dann ausgesuchte Öko-Projekte gefördert - 2005 etwa war das ein Wiederaufforstungsprogramm in Schottland. Diesmal soll die Windenergienutzung in Indien und China gesponsert werden. Das ist sicher besser, als keine Öko-Projekte zu fördern. Aber es wird auch deutlich, was nicht nur für Monaco gilt: Der zivilisatorisch anspruchsvolle Lebensstil soll bleiben, erst dann der Umweltschutzgedanke greifen. Leider veröffentlicht Monaco keine Zahlen zum CO2-Pro-Kopf-Ausstoß des Landes, der recht hoch liegen muß, da er mit dem Einkommen steigt.


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