© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/07 14. September 2007

Der rechte Vakuumfüller
USA: Der Ex-Senator und Schauspieler Fred Thompson hat Chancen, republikanischer Präsidentschaftskandidat 2008 zu werden
Ronald Gläser

Frederick Dalton "Fred" Thompson hat kaum Geld ausgegeben, liegt aber schon an zweiter Stelle bei den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern. Obwohl der Filmstar als "faul wie ein Fuchs" (Newsweek) gilt, hat er die Chance, ins Weiße Haus zu gelangen. Auch Ronald Reagan wurde als "faul" verunglimpft, dabei verzichtete er nur auf den Politikeraktionismus und konzentrierte sich auf das Wesentliche. Das war sein Erfolgsgeheimnis.

Von echtem Erfolg ist der Ex-Senator des Staates Tennessee allerdings noch weit entfernt. Die Umfrageergebnisse anläßlich seiner offiziellen Bewerbung, die er in der populären NBC-"Tonight Show" von Jay Leno verkündete, sind nur eine Momentaufnahme. Thompson saß nervös da und klopfte sich unentwegt mit der Hand auf den Schenkel. Leno produzierte mit Bemerkungen wie "Viele sagen, Sie seien zu spät angetreten" vor allem heiße Luft. Thompson antwortete darauf mit den üblichen Politikerphrasen: "In was für einer Welt wachsen unsere Kinder auf?"

Thompson kommt aus den Medien und kennt das Geschäft (JF 23/07). In der US-Serie "Law & Order" (bei RTL, RTL II) spielt er den Staatsanwalt. Auch in den Hollywood-Filmen "In the Line of Fire" oder "Jagd auf Roter Oktober" war er zu sehen. Deswegen will er sich auch nicht mit den anderen zehn Republikanern, die Präsident werden wollen, in eine Kandidatenrunde stellen. "Ich will mehr Leute erreichen", erklärte er in einem Interview mit Blick auf das niedrige Ansehen von solchen Parteidebatten. Ebenso lehnt Thompson es ab, den Bush-kritischen Filmemacher Michael Moore zu treffen, den er als "Handlanger Fidel Castros" beschimpfte. Der ist es nicht wert - das war seine Botschaft an das konservative Amerika.

Thompson ist der richtige Kandidat für die rechten US-Republikaner. "Fred Thompson füllt das Vakuum, das durch die konservative Unzufriedenheit mit den Spitzenleuten entstanden ist", schreibt Patrick Buchanan. "Es wäre ein bißchen übertrieben, ihn als Reinkarnation Reagans zu sehen", wiegelt David Keene von der American Conservative Union dagegen ab.

Thompson ist bemüht, die Stammwähler seiner Partei zu bedienen: "Ich stehe für niedrigere Steuern, weniger Regulierung, den freien Markt und freie Menschen - das ist es, was unser Land groß gemacht hat", so einer seiner Lieblingssätze. John Geer, Professor für politische Wissenschaften in Nashville, bezeichnet ihn als "Reagan-ähnlichen Schlanker-Staat-Republikaner". Wichtig auch für viele christlich-konservative Wähler: Thompson ist Abtreibungsgegner.

Darüber hat er aber mit Jay Leno nicht gesprochen. Nur beim Thema Nahost wurde er politisch: Ja, er habe den Irak-Krieg unterstützt und tue es noch. Er sprach auch von Massenvernichtungswaffen und den Gefahren, die von al-Qaida ausgehen. Über "militärische Aktionen gegen den Iran" meinte Thompson: "Du kannst nicht sagen, wie die Faktenlage in einem oder zwei Jahren sein wird." Der Iran sei schuld "an mehr und mehr von unseren Problemen", so verkaufe das Land Waffen, bilde "irakische Militante" aus und sponsere Hisbollah und Hamas. Harte Hand gegen die Feinde Amerikas, Deregulierung im Inneren - das kommt an im Mittleren Westen.

Thompson kommen die ganzen Reagan-Vergleiche natürlich zugute. Die Republikaner verehren den 40. Präsidenten noch heute. Von seiner Art her gleicht er aber eher Bill Clinton. Beide treten als "Charmeur alter Schule" auf. Auch Clinton verstand es brillant, mit den Menschen und Medien umzugehen. Die Männer begrüßt Thompson gerne als "buddies" ("Freunde"), die Frauen als "honeys" ("Süße").

Thompson kommt das suboptimale Erscheinungsbild der Republikaner zugute, so wie Clinton 1991/92 von der Schwäche seiner Gegenkandidaten profitierte, als er - damals selbst ziemlich unbekannt - gegen Paul Tsongas und andere "no-names" antrat.

Auch Thompsons Konkurrenten sind alles andere als geborene Favoriten: John McCain ist zu alt, Mitt Romney zu unbekannt. Und der New Yorker Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani hat zwar seit "9/11" einen hohen Bekanntheitsgrad, ist aber wenig beliebt. Giulianis Wahlkampftruppe gilt als letzte Fluchtburg der Neokonservativen, die Thompson auch gewinnen möchte. Sonst hätte er bei Leno nicht soviel über den Krieg geredet.

Während seines Auftritts wartete übrigens Thompsons Ehefrau Jeri hinter der Bühne. Sie gibt die liebevolle Gemahlin und umsorgende Mutter (eine Tochter, einen Sohn), doch in Wirklichkeit soll sie eitel und ehrgeizig sein. Nach der Leno-Sendung ließ sie gleich ein Bild ins Internetlexikon Wikipedia stellen, das ihren Mann, Leno, sie selbst und ihre Kinder zeigt. Die linksliberale New York Times fragte bereits kritisch, ob sie es ist, die die Zukunft Amerikas bestimmen wird.

Am 30. September wird Jeri Kehn Thompson 41, während Fred am 19. August seinen 65. feierte. Sie soll es gewesen sein, die ihn dazu bewogen hat anzutreten. Sie war es angeblich auch, die das Personal für den Stab ausgewählt hat. Dieses Reinregieren der jüngeren Frau hat den ersten Wahlkampfmanager so auf die Palme gebracht, daß er das Handtuch warf.

Die ehrgeizige Ehefrau ist eine weitere Parallele zu Bill Clinton. Daß Thompson 2008 gegen Hillary Clinton antritt, ist nicht völlig ausgeschlossen.

Foto: Fred Thompson mit Familie: "Ein Charmeur alter Schule"


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