© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/07 14. September 2007

Im Aggressionsstau
von Doris Neujahr

Der Mordanschlag auf einen Rabbiner in Frankfurt am Main durch einen mutmaßlich arabischstämmigen Täter hat nicht ansatzweise die Publizität erlangt wie die aus dem Ruder gelaufene Bierzeltschlägerei kürzlich in Sachsen. Nur Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, durchbrach den Comment des Beschwichtigens, als sie fragte, ob es auch in Westdeutschland verbotene Zonen gebe. Die gibt es längst - auch für Christen! Die anderen Stimmen aus dem Zentralrat waren dezenter. Woher die Zurückhaltung? Weil man sich politisch nur etwas verspricht, wenn es um deutsche Täter geht? Oder weil man - und das wäre erst recht alarmierend - an die demographische Kurve und an die künftigen Machtverhältnisse denkt, die sich daraus ergeben?

Man könnte meinen, daß in den Chefredaktionen der deutschen Medien Sprachregelungen bereitliegen, die nur noch abgearbeitet werden müssen. In Fällen von aggressiver Ausländerkriminalität lautet die Direktive dann: Kleinhalten! Journalisten werden dadurch zu einer Berufsgruppe im Aggressionsstau. Gelegentlich läßt man sie wie zuletzt in Mügeln von der Kette, damit sie sich im Rudel auf ihre Opfer stürzen. Anschließend kehren sie zurück, wo der Futternapf steht, lassen sich wieder an die Kette nehmen und verhalten sich still, bis zum nächsten Halali. Das summiert sich zum Bild von einem Land, das die Realitäten nicht wahrhaben will, vielleicht gar nicht mehr wahrhaben kann. Die "DDR light" ist keine ferne Vision mehr.


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