© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/07 31. August 2007

Mit vollem Einsatz
Nachruf: Der Börsianer, Eurokritiker und konservative Politiker Bolko Hoffmann ist tot / Zukunft der von ihm gegründeten Partei "Pro DM" ungewiß
Josef Hämmerling

Eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Börsengeschichte ist tot: Bolko Hoffmann verstarb am 20. August nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren in einem Düsseldorfer Krankenhaus. Der gebürtige Münchner hatte vor 35 Jahren den Effecten-Spiegel gegründet und ihn im Laufe der Jahre zu Europas größtem Börsenjournal aufgebaut. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Hoffmann durch seinen Kampf gegen die Einführung des Euro, der seinen Höhepunkt in der Gründung der Partei "Pro DM" fand.

Der ES, wie der Effecten-Spiegel genannt wird, hat den Markt der Börsenmagazine revolutioniert. Denn erstmals wandte sich ein Börsenjournal in kurzer, knapper und prägnanter Form gezielt an den Kleinaktionär und machte ihm das komplizierte Geschehen an den Börsenmärkten verständlich. Dadurch hat der ES mit einer wöchentlichen Auflage von weit über 100.000 Stück in Spitzenzeiten maßgeblich dazu beigetragen, daß die Aktienanlage sich im Laufe der Jahre auch mehr und mehr beim sogenannten "kleinen Mann" durchsetzte.

Obwohl seine Gegner, und von diesen hatte Hoffmann viele, immer wieder versuchten, ihn als eiskalten Börsenspekulanten hinzustellen, der die Kleinaktionäre nur als Mittel zum Zweck einsetzte, war das genaue Gegenteil der Fall. Legendär waren vor allem seine Schlachten gegen die Großbanken, denen Hoffmann vorwarf, mit dem Depotstimmrecht die Interessen von Konzernen und institutionellen Anlegern zu vertreten und eine Politik zu betreiben, die letztendlich den Kleinaktionären schadet.

Seinen Ruf als Börsenlegende sicherte sich Hoffmann aber für sein goldenes Näschen, wenn sich an der Börse eine Trendwende abzeichnete. Als einziges Börsenmagazin Deutschlands warnte Hoffmann im ES noch einige Wochen vor seinem Tod vor dem Platzen der Börsenblase - was dann nur wenige Tage später wirklich geschah. Genau das gleiche war auch bei den Börsencrashs der Vergangenheit der Fall. So basierte der Erfolg des Effecten-Spiegels nicht nur auf seinen meist sehr guten Kaufempfehlungen, sondern vor allem auch auf rechtzeitigen Verkaufsempfehlungen.

Zwischenzeitlich hatte Hoffmann versucht, sich mit der Nachrichtenagentur ddp, die er mit seiner Übernahme 1983 vor der Insolvenz rettete, ein zweites mediales Standbein zu verschaffen. Nachdem 1992 die frühere DDR-Nachrichtenagentur ADN erfolgreich in ddp integriert wurde, verkaufte Hoffmann ddp/ADN aber nur zwei Jahre später an den damaligen Chefredakteur Wolf E. Schneider, um sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.

Zuletzt geriet der ES in die Schlagzeilen durch seine Beteiligungen bei der Action Press Holding AG (vormals Hunzinger Information AG) und der Musikfirma Jack White. Obwohl Hoffmann Action Press von einem kurz vor der Insolvenz stehenden Unternehmen zu einer wieder sehr gut laufenden Firma machte, wurde in den Medien fast nur von seinem gerichtlichen Kampf gegen Moritz Hunzinger berichtet, dem er die Ausplünderung der Firma vorwarf.

Hoffmann hatte sich immer auch schon politisch engagiert. So gründete er zusammen mit Hermann Fredersdorf 1979 die konservativ ausgerichtete Bürgerpartei, deren stellvertretender Vorsitzender er wurde.

Deutschlandweit in die Schlagzeilen geriet Hoffmann, als er sich Ende der neunziger Jahre in ganzseitigen Zeitungsanzeigen nicht nur massiv gegen den Euro aussprach, sondern am 24. April 1998 auch noch die "Initiative Pro D-Mark - neue liberale Partei" gründete.

Trotz eines millionenschweren Wahlkampfes erreichte die Partei bei der Bundestagswahl 1998 nur 0,9 Prozent der Stimmen, was Hoffmann vor allem darauf zurückführte, daß viele Medien die Partei ignorierten und nicht über sie berichteten. Im Frühjahr 2003 kam es zu Gesprächen zwischen Hoffmann und dem aus der FDP ausgetretenen Jürgen Möllemann über eine mögliche Zusammenarbeit, denen Möllemanns Fallschirmtod ein jähes Ende setzte.

Schlagzeilen machte die inzwischen in "Pro Deutsche Mitte" umbenannte Partei, als sich der frühere Hamburger Innensenator Ronald Schill ihr anschloß und Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl im Februar 2004 wurde. Mit 3,1 Prozent wurde allerdings nur ein Achtungserfolg erzielt. Seitdem wurde immer wieder versucht, Hoffmann in die rechte und gar rechtsextreme Ecke zu drängen, nicht zuletzt auch deshalb, weil Bolko Hoffmann der Sohn des früheren Gauleiters Westfalen-Süd, Albert Hoffmann, war. Langjährige Weggefährten charakterisieren Hoffmanns Einstellung aber als "liberal-konservativ", was dem politischen Programm der "Pro DM" ebenso entspricht wie dem der damaligen Bürgerpartei.

Weitestgehend unbekannt ist, daß Hoffmann sehr aktiv medizinische Forschungen unterstützte, insbesondere die alternative Krebsforschung.

Neuer Vorstand beim Effecten-Spiegel ist die 46 Jahre alte Betriebswirtin Marlis Weidtmann, die in den vergangenen Jahren vom Firmengründer kontinuierlich zu seiner Nachfolgerin aufgebaut wurde und die zuletzt schon große Teile des operativen Geschäfts selbsttätig führte. Wie es mit der "Pro DM" weitergeht, ist derzeit noch nicht entschieden.


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