© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/07 31. August 2007

Akademische Zumutungen
Thesen statt Tatsachen
Leonhard Kramer

Daß Geschichtsdarstellung in Deutschland oftmals mehr Wert auf volkspädagogische Aspekte als auf historische Wahrheiten legt, ist keine Neuigkeit. Nur allzuoft werden Fakten zugunsten einer geschichtspolitischen Meinung beiseite geschoben, durch deren Dogmatismus die Zementierung der "deutschen Schuld" betrieben wird.

Am stärksten zeigt sich diese Art der "Wissenschaft" bei den zahlreichen Wanderausstellungen zur "Aufarbeitung" des Zweiten Weltkriegs wie Reemtsmas Wehrmachtsausstellung, dem Projekt zur Glorifizierung der Desertion "Was damals recht war ..." (JF 27/07) oder der Ausstellung "Größte Härte ..." über den angeblichen Vernichtungskrieg der Wehrmacht im Polenfeldzug (JF 45/06). Letzterer hat sich nun Daniel Heintz in seiner Arbeit "Größte Zumutung ..." angenommen. Heintz hat hierfür im Bundesarchiv/Militärarchiv diejenigen Quellen untersucht, die der leitende Historiker des Projekts, Jochen Böhler, im Ausstellungskatalog als Beleg für einen Vernichtungskrieg der Wehrmacht in Polen anführt, und entdeckte dabei Erstaunliches: Polnische Massaker an der deutschen Minderheit werden prinzipiell ebenso verschwiegen wie Übergriffe polnischer Freischärler auf deutsche Soldaten. Lediglich die darauf folgenden Sühnemaßnahmen der Wehrmacht werden als Beweis für den Charakter eines Vernichtungskrieges angeführt. Auch behauptet Böhler aufgrund eines milden Gerichturteils gegen einen Leutnant wegen der Tötung von 19 Juden, das Gericht habe damit allen Wehrmachtsangehörigen einen Freibrief für Ausschreitungen erteilt. Was Böhler dabei bewußt verschweigt, ist die kurze Zeit später auf Intervention General von Reichenaus als Gerichtsherr erfolgte zweite, wesentlich härtere Verurteilung des Leutnants.

Böhler hat systematisch entlastendes Material unterschlagen, Zitate aus ihrem Zusammenhang gerissen und polnische Nachkriegspropaganda unhinterfragt übernommen. Getreu dem Motto: Nicht die historischen Tatsachen, sondern die aufgestellte These bestimmt die Darstellung der Geschichte.

Daniel Heintz: "Größte Zumutung ..." Vergehen gegen die historische Wahrheit. Über die angeblichen und tatsächlichen Verbrechen der Wehrmacht in Polen 1939. Mit einem Vorwort von Franz Uhle-Wettler. Regin Verlag, Straelen 2007, broschiert, 110 Seiten, 12,90 Euro


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