© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/07 31. August 2007

Die Tiefen der Leinwand
Neu auf DVD: "Der Siebente ist dran" von Budd Boetticher
Werner Olles

Daß der Western Gegenstand so großer cineastischer Verehrung geworden ist, dazu haben nicht unwesentlich die Filme Budd Boettichers beigetragen, die er in den fünfziger Jahren ausschließlich mit Randolph Scott in der Hauptrolle gedreht hat und die sich in ihren typischen Mustern und Motiven durchaus ähnlich sind. Boettichers Western sind von Strenge und Kargheit geprägt. Der kantige, wortkarge Held, ein Individualist par excellence, geht nur äußerst ungern Kompromisse ein. Eher nimmt er in Kauf, daß seine Aktionen manchmal absurd und sinnlos erscheinen und die Situation, in die er sich freiwillig begibt, weil er nicht anders kann, ein melancholisches und archaisches Bild abgibt.

"Seven Men from Now" (Der Siebente ist dran, 1956) war der erste Film dieser Reihe "kleiner" Western. Die Handlung besticht auf den ersten Blick durch bewußte Einfachheit: Ein Ex-Sheriff sucht und richtet sieben Banditen, die bei einem Überfall auf eine Wells-Fargo-Station vor Jahren seine Frau getötet haben. Der Film beginnt wie alle typischen Boetticher-Scott-Western. Der Held reitet gemächlich durch ein Labyrinth riesiger Felsen, das klassische Niemandsland des Verbrechens, und nähert sich langsam einer Postkutschenstation. Seine Rachemission: Er will die Männer finden und töten, die seine Frau umgebracht haben. Doch die kleine Gruppe von Menschen, die der Zufall auf der Station zusammengewürfelt hat, muß sich mit verschiedenen Bedrohungen auseinandersetzen: Indianer, Banditen etc. Nachdem der Rächer ihnen zu Hilfe gekommen ist, setzt er sich von den anderen ab, um seine Sache zu regeln. Schließlich, nach dem Showdown, reitet er davon, wieder durch die Felsenlandschaft, immer noch allein, ohne jedes Zeichen einer Genugtuung nach seinem Sieg.

"Seven Men from Now" ist ein dramaturgisch und optisch ideen- und actionreicher Film, dem die Kritik vor allem wegen seines pessimistischen Untertons jedoch zunächst ziemlich ablehnend gegenüberstand. Erst später kürte man ihn zum puren, ideologiefreien Western, weil er das ganze Genre mustergültig vertrat. Seinen Regisseur führt er zudem aus den Niederungen der B-Produktionen hinaus. Wie in den sechs Folge-Western der berühmt gewordenen Serie zeigt uns Boetticher exemplarisch, wie wenig Blut man braucht, wenn es ernst wird, und wie tief der Raum der Leinwand sein kann, wenn man weiß, worauf es ankommt. Und er zeigt auch, wie man vor fünfzig Jahren den Kinozuschauern Lust auf Filme machte, die sonst noch niemand in Deutschland gesehen hatte.

DVD "Der Siebente ist dran", CIC Video/Paramount, Unterföhring 2OO7. ca. 78 Minuten


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