© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/07 31. August 2007

Ruhe über den Gräbern
von Matthias Bäkermann

Das größte Massaker auf europäischem Boden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Als nichts Geringeres wird nach den aktuellen Funden immer neuer Massengräber in der Nähe von Marburg an der Drau (Maribor) in Slowenien der von kommunistischen Tito-Partisanen zu verantwortende Mord an schätzungsweise 100.000 Kriegsgefangenen und Zivilisten bezeichnet. Unter den Opfern befinden sich neben den als NS-Kollaborateure geschmähten kroatischen und slowenischen Nationalisten und unbequemen Oppositionellen auch Abertausende deutsche Kriegsgefangene und Jugoslawiendeutsche. Letztere wurden nach 1945 in brennender Mordlust von Titos Schergen in völkische Sippenhaftung genommen. Als "rechtliche" Grundlage dieser Taten galten die völkerrechtlich höchst fragwürdigen Avnoj-Dekrete, die - ähnlich den tschechischen Beneš-Dekreten - alle Deutschen entrechteten. Deren Wirksamkeit haben die jugoslawischen Nachfolgestaaten, darunter EU-Partner Slowenien, nie gänzlich aufgehoben.

Bezeichnend ist die bisherige Reaktion in Deutschland auf diese mitteleuropäischen "Killing Fields", in denen die eigenen Landsleute umkamen. Publizistisch blieb - bis auf eine Vierzig-Zeilen-Meldung auf Seite 97 im Spiegel - der Blätterwald völlig ruhig, das öffentlich-rechtliche Fernsehen schwieg. Daß die Bundesregierung nun endlich den Anlaß wahrnehmen könnte, um auf diplomatischem Parkett die Beseitigung des immer noch geltenden Nachkriegsunrechts einzufordern, bleibt vor diesem Hintergrund wohl ein frommer Wunsch.


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