© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/07 24. August 2007

UMWELT
Dresdner Fledermäuse
Volker Kempf

Dresdens Fledermäuse haben bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Denn kurz vor Baubeginn der Waldschlößchenbrücke gab das Verwaltungsgericht in der Landeshauptstadt einem Antrag von Naturschützern statt, die durch die vierspurige Brücke die vom Aussterben bedrohte Kleine Hufeisennase in Gefahr sehen (JF 34/07). Baufirmen würden nun Forderungen in Millionenhöhe geltend machen, da so kurz vor Baubeginn das Vorhaben schon entsprechend vorbereitet war. Der amtierende Bürgermeister Lutz Vogel kündigte an, in die nächste Instanz zu gehen. Eine Entscheidung werde etwa drei Jahre in Anspruch nehmen.

Aber die Fledermäuse sind nicht an allem schuld, sondern waren nur ein Glied in der Kette von Argumenten gegen den Brückenbau. Ursprünglich ging es darum, ob Dresden dem Leitbild autogerechte oder umweltgerechte Stadt folgen solle. Immerhin redet alles von Nachhaltigkeit, zu der die Brücke nun gerade keine Brücke schlägt. Hinzu kam dann noch ein Streit, wie sehr die Brücke ästhetisch störend wirkt und damit für Dresden sogar den Titel Unesco-Weltkulturerbe gefährde. So jubeln jetzt nicht nur Natur- und Umweltschützer über den Baustopp, sondern auch der Deutsche Kulturrat. Wenn in drei Jahren doch gebaut werden darf, dann mit einem neuen Brückenentwurf. Der Fall lehrt für die Zukunft zweierlei. Erstens sind Kompromisse frühzeitig zu suchen, um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, die wie in Dresden teuer zu stehen kommen. Zweitens gäbe es durch mehr Gerichtspersonal, das die ihnen vorliegenden Fälle oft nicht erst nach Jahren zu einer Entscheidung führt, mehr Planungssicherheit. Was bringt ein Rechtsstaat mit zu wenig Richtern? Einen Aktenstau.


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