© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/07 17. August 2007

Frisch gepresst

Geheimdienst. Der Generalmajor a.D. Gerd-Helmut Komossa, als Jahrgang 1924 noch aktiver Wehrmachtssoldat und Bundeswehroffizier seit Anbeginn, stellt seiner Rückschau auf sein militärisches Leben ein Zitat von Thomas von Aquin voran: "Was du sagst, soll wahr sein, aber sage nicht alles, was wahr ist." Dieser Maxime bleibt der Amtschef des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) von 1977 bis 1980 natürlich auch in seiner Darstellung der geheimdienstlichen Tätigkeit treu. Pikante Details oder gar politische Enthüllungen finden sich kaum, wenn laut Untertitel "ein Amtschef des MAD berichtet". Zur Wahrung der Geheimhaltung sind sogar die Gruppenfotos der vermutlich heute längst pensionierten Abwehr-Kommandeure im Buch mit einem schwarzen Balken versehen. Dennoch reichen Komossas Einblicke oder versteckte Andeutungen, sich höchst interessante Geschehnisse aus der Zeit des Ost-West-Gegensatzes zu erschließen, den der bekennende Patriot als demütigende und zu überwindende Folge des verlorenen Krieges betrachtete. Aus diesem Antrieb ist wohl auch das in Komossas Rückblick nun exklusiv präsentierte Engagement zu erklären, mit dem der junge, aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Offizier 1953 lange vor der Adenauer-Initiative zwei Jahre später im Namen einer deutsch-russischen Verständigung erstmals nach 1945 bei der sowjetischen Führung nach Stalins Tod um Versöhnung und die Befreiung der letzten deutschen Deportierten nachsuchte (Die deutsche Karte. Das verdeckte Spiel der geheimen Dienste. Ein Amtschef des MAD berichtet. Ares Verlag, Graz 2007, gebunden, 216 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro).

 

Im Gulag. Als 15jähriger in den letzten Kriegstagen noch zur Verteidigung Berlins eingesetzt, wird der Hitlerjunge Werner Turra von den Sowjets als möglicher "Werwolf-Partisan" inhaftiert und nach brutalen Verhören, Scheinhinrichtungen und unter Folter erpreßten Geständnissen in das NKWD-Lager Hohenschönhausen deportiert. Detailliert beschreibt er die folgende Qualenszeit in verschiedenen anderen Lagern (Werneuchen, Fünfeichen), in denen er das tagtägliche Sterben vieler Mitgefangener erleben muß. 1947 nach Sibirien verschleppt, wird Turra drei Jahre später in die DDR entlassen. Aus diesem letzten mentalen Gefängnis entkommt er erst mit dem Mauerfall (Ich war Stalins Gefangener. Waldemar Weber Verlag, Augsburg 2007, broschiert, 344 Seiten, Abbildungen, 16 Euro).


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