© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/07 10. August 2007

Frisch gepresst

Bielefelds Tätermilieu. Das von der Sprachwissenschaftlerin        Ruth Römer herausgegebene Buch "Geistige Brandstifter von links" (Wie Anti-Demokraten an den Hochschulen den Ton angeben. Am Beispiel Bielefeld. Aula-Verlag, Graz 2007, broschiert, 200 Seiten, 14,90 Euro) behandelt vordergründig den "Fall" des Bibliothekars der Bielefelder Universitätsbibliothek Johannes Rogalla von Bieberstein, der 2002 mit seiner ideenhistorischen Studie "'Jüdischer Bolschewismus'. Mythos und Realität" einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des "Zeitalters der Extreme" lieferte. Wie zu erwarten, geriet Rogalla damit schnell ins Visier linker Meinungszensoren, zumal er 2003 in den Strudel der "Hohmann-Affäre" gerissen wurde, da man in seiner Schrift die "Vorlage" für eine vermeintlich "antisemitische" Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten erkennen wollte. Römers Dokumentation besticht durch eine wahrhaft aufklärerisch wirkende Akkuratesse, Abundanz des Faktischen und bibliographisch geschulte Akribie und liefert eine Prosographie der im "Fall" Rogalla engagierten linksliberalen Schreibtischtäterszene, ihrer Unterstützer, Mitläufer, Claqueure sowie der unvermeidlichen christdemokratischen Wegducker. Das reicht vom opportunistischen Prorektor der Bielefelder Universität, dem Staatsrechtler und "furchtbaren Juristen" Christoph Gusy, über den stets Ahnungslosigkeit mit Polemik kaschierenden Historiker Hans-Ulrich Wehler, den politische Agitation mit Politologie verwechselnden "Antifa"-Professor Wilhelm Heitmeyer bis zu studentischen "Antifa-Arbeitsgruppen" und der geifernden Lokalpresse. Als exemplarische Studie zu Strukturen, Personal, Strategie und Ungeist eines genuin totalitären Milieus müßte die Broschüre eigentlich von der NRW-Landeszentrale für politische Bildung verbreitet werden!  

 

Giganten. Fröhlich lächelnd präsentiert sich der für "Primetime-Reihen" zuständige ZDF-Journalist Hans-Christian Huf auf dem Einband. Es geht um, bescheiden "Giganten" genannte "Große Wegbereiter der Moderne" (List Verlag, Berlin 2007, gebunden, 350 Seiten, Abbildungen, 24 Euro). Mit frischem Mut zur Lücke und gestützt auf reichlich ausgestreute Zitate aus einer überbordenden Forschungsliteratur, porträtiert Huf Luther, Goethe, Beethoven, Alexander von Humboldt, Freud und Einstein. Daß Luthers Reformation, indem sie das einheitliche Weltbild des christlichen Mittelalters zerbrach, einen großen Schritt hin zur durch weltanschauliche Pluralität geprägten Moderne gemacht hat, rechtfertigt seine Berücksichtigung allemal. Vielleicht gehört auch Einstein dazu, obwohl Huf damit überfordert scheint, uns die spezifische Modernität der Relativitätstheorie zu erläutern. Was indes Alexander von Humboldt, dessen Lebensbild Huf am besten gelingt, oder was Beethoven, Goethe und Freud als "Wegbereiter" im Vergleich mit entschieden wichtigeren "Giganten" wie Kant, Darwin oder Wagner auszeichnet, verrät uns der eloquent-unbekümmerte ZDF-Mann leider nicht.


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