© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/07 27. Juli / 03. August 2007

JF intern
Recherche nach dem S
Matthias Bäkermann

Das Internet hilft nicht immer weiter: 108.000 zu 98.000 ist das Stichwortergebnis beim "Googeln", wenn man nach der Schreibweise des Führerhauptquartiers Wolfsschanze bzw. Wolfschanze recherchiert. Da dieser Ort in der JF-Beilage zum 20. Juli nicht unbedingt eine Nebenrolle spielte, wollten wir es aber ganz genau wissen. Allerdings irritierte die teils hohe Reputation verschiedener Quellen: Monographien über die Wolf(s)schanze greifen auf unterschiedliche Schreibweisen zurück. Während Zeitzeugen wie Albert Speer in Autobiographien oft das Doppel-S bevorzugen, bescheidet sich die wissenschaftliche Literatur (wie das Militärgeschichtliche Forschungsamt) mit einem S. Auch die Werke zum 20. Juli helfen nicht weiter. Eberhard Zeller (Geist der Freiheit) schreibt Doppel-S, Peter Hoffmann und Peter Steinbach schreiben Wolfschanze. Wir waren ratlos.

Selbst die Duden-Sprachberatung gab nicht recht Aufschluß: Zwar schreibe man mit Doppel-S, sei aber auch unsicher - hundertprozentige Sicherheit könnte nur geographisches Kartenmaterial der Zeit liefern. Am Geographischen Institut der Berliner Humboldt-Universität fand man aber in den Karten von Rastenburg vor 1942 nur die Bezeichnung "Sperrgebiet", und nach 1942 wurden dort keine Landkarten mehr angefertigt. Als Konservative zogen wir uns daher in die gute alte Duden-Bastion zurück.


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