© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/07 27. Juli / 03. August 2007

Zeitiger Achsenbruch
Italien im Winter 1941
Udo Linde

Des Führers sarkastischer Rückblick auf die "Achsenpartnerschaft" ist hinlänglich oft zitiert worden: der Duce hätte ihm 1940 lieber den Krieg erklären sollen, dann wäre nur eine Division der Wehrmacht beschäftigt gewesen mit dem Land, wo die Zitronen blühen.

Bekanntlich nahm aber das verbündete Italien, nachdem Mussolini im Juni 1940 an der Seite des Reiches in den Krieg eingetreten war, den deutschen "Freund" weitaus stärker in Anspruch als es dies als "Feind" je vermocht hätte. Was Adolf Hitler auch nach der kläglichen "Vorstellung", die Mussolinis Heer und Luftwaffe während des Abessinien-Krieges geboten hatten, dazu veranlaßte, auf die militärischen Leichtgewichte aus dem Süden zu setzen, bleibt rätselhaft. Dies erklärt auch Malte König in seiner Kölner Dissertation nicht, die sich der "Kooperation als Machtkampf" im "faschistischen Achsenbündnis" widmet, und die anstelle des frühen Stadiums der deutsch-italienischen Beziehungsgeschichte den peripatetischen Winter 1940/41 in den Mittelpunkt seiner Untersuchung rückt.

In diesen kritischen Monaten, als die Duce-Truppen nach einer gescheiterten Offensive in Nord-afrika auf der Flucht waren und sich ihr "kabarettreifer"  Einfall in Griechenland als das absehbare Desaster entpuppte, sei, so König, Italien fast zum deutschen Satellitenstaat herabgesunken. Es habe sich allerdings eben auch binnen kürzester Zeit als kräfteverzehrendes Faß ohne Boden entpuppt.

Obwohl also König die konventionelle Einschätzung unter Zeithistorikern zu bestätigen scheint, Roms faschistisches Regime sei den Deutschen ein Klotz am Bein gewesen, streicht er ökonomische Vorteile heraus, die das Reich selbst diesem maroden Büdnispartner verdankte. Da Hitler überdies aus Prestigegründen an der Souveränität des Mussolini-Staates nicht rüttelte, sei Italien trotz deutscher Hegemonie eben doch mehr als ein "Satellit" gewesen und habe "autonom" agieren können. Aber mit dem aus westalliierter Sicht erfreulichen Effekt, daß die Achse militärisch früh zerbrochen war und beide "Partner" den Krieg im Mittelmeerraum "im wesentlichen getrennt voneinander" führten.        

Malte König: Kooperation als Machtkampf. Das faschistische Achsenbündnis Berlin - Rom im Krieg 1940/41. SH-Verlag, Köln 2007, gebunden, 368 Seiten, 34,80 Euro.


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