© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/07 27. Juli / 03. August 2007

Zeitschriftenkritik: Pulsar
Die Stunde der Frauen
Werner Olles

Pulsar, die 1989 gegründete "Zeitschrift für aktives Bewußtsein - Gesundheit - Therapie und innere Entwicklung" erscheint zehnmal jährlich mit einer Auflage von 18.000 Exemplaren im DIN-A-4-Format und ca. 70 Seiten Umfang. Das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe lautet "Megatrend Frau", wobei die Chefredakteurin Marlis Bach in ihrem Editorial einräumt, daß zuallererst jedoch zu klären wäre, ob es sich tatsächlich um einen Megatrend handelt oder vielleicht doch nur um einen findigen Marketing-Gag. Ohnehin klafften zwischen den verheißungsvollen Ankündigungen und der nackten Realität ganze Welten, was der niedrige Prozentsatz von Frauen in Führungspositionen beweise.

Allerdings findet Silvia Lang in ihrem Aufsatz zum Titelthema, daß "weibliche Qualitäten wie soziale Verantwortung, vernetztes Denken, die Fähigkeit mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und zu berücksichtigen etc." dringend auf dieser Welt gebraucht würden. Wer wollte dem widersprechen? Doch was eigentlich typisch männlich und typisch weiblich ist, ist in der Epoche von Gender Mainstreaming offenbar gar nicht mehr so leicht zu beantworten. So plädiert die Autorin zum Ende ihres Beitrags auch dafür, nicht "das Kind mit dem Bade auszuschütten", da es nicht das Ziel sein könne, "das Patriarchat zu kippen und ein neues Matriarchat zu schaffen", sondern "endlich die weiblichen Potentiale zum Wohle unserer ganzen Gesellschaft zu nutzen". Auch dieser Aussage kann man nur zustimmen.

Weit weniger ergiebig ist ein Text von Klaus Bielau zum Thema "Die Frau im ursprünglichen Christentum". Nach der üblichen Klage über "die unübersehbare männliche Dominanz gerade in der römisch-katholischen Abteilung" folgt - wie könnte es anders sein? - "diese Geschichte mit dem Zölibat, das nur im Widerspruch zur Natur stehen kann". Nun sind diese Vorwürfe so abgestanden, daß es sich wirklich nicht mehr lohnt, darauf einzugehen. Nicht hinnehmbar ist jedoch die Aussage, daß "die Gesetze und Spielregeln ausschließlich von Männern entworfen werden". Daß heutzutage in den Gemeinden längst nicht mehr die Priester, sondern die Gemeinderäte, gegen die nichts entschieden werden kann, das Sagen haben, scheint dem Autor entgangen zu sein. Und natürlich läßt sich trefflich von den gnostischen - und daher nicht kanonisierten - Evangelien schwärmen, wenn man von Kirchenhistorie jedenfalls nur wenig versteht.

Viel ertragreicher ist daher auch ein Beitrag über "Die Qual mit dem Rücken", der allen von chronischen Rückenschmerzen geplagten Zeitgenossen ideale Übungen empfiehlt, um diesem leidigen Übel vorzubeugen. Ebenfalls recht interessant ist ein Artikel über die laut Andreas Kirchmair inzwischen um sich greifende Organentnahme bei Sterbenden. Der Autor ist Präsident eines österreichischen Patientenvereins und warnt in dieser Eigenschaft ausdrücklich vor einer "bedenklichen Eigendynamik" bei der derzeitigen Praxis der Organentnahme.                         

Anschrift: Bach Verlag. Wutschdorf 89, A-8072 St.Ulrich. Der Einzelpreis beträgt 4,20 Euro, das Jahresabo kostet 38 Euro. Internet: www.pulsar.at


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