© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/07 27. Juli / 03. August 2007

Meldungen

US-Truppenabzug aus Europa in Frage gestellt

WASHINGTON. Die US-Regierung will das amerikanische Heer in den nächsten Jahren um 65.000 Soldaten auf 547.000 und die Marineinfanterie (USMC) um 27.000 auf 202.000 Mann aufstocken. Zugleich überdenkt sie ihre Pläne für eine massive Truppenreduzierung in Europa. Die Pentagon-Führung prüfe, ob der Plan aus dem Jahr 2002, der im Zeitraum von zehn Jahren eine Verringerung der US-Heerestruppen in Europa um etwa die Hälfte vorsieht, angesichts der Kriege im Irak und in Afghanistan sowie der Verschlechterung der Beziehungen zu Rußland und dem Iran noch sinnvoll sei, erklärte laut US-Medienberichten vom Montag ein Pentagon-Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte. Verteidigungsminister Robert Gates und die Vereinigten Stabschefs erörtern demnach Empfehlungen eines Berichts vom 26. Juni, der sich auf Vorschlag des Oberkommandierenden des Nato-Hauptquartiers Europa (Shape), General Bantz Craddock, mit dem Thema befaßt. Der neue Nato-Oberbefehlshaber hatte kurz nach seiner Amtsübernahme im Dezember 2006 die Abzugspläne in Frage gestellt. Von dem Rückzug wären auch zahlreiche Basen in Deutschland betroffen gewesen. Bislang sollte die Zahl der US-Bodentruppen in Europa von 68.000 (im Jahr 2001) auf 28.000 (2012) verringert werden, die der Seestreitkräfte von 35.000 auf 25.000, die der US-Luftwaffe von 15.000 auf 8000.

 

Frankreich warnt die Kosovo-Albaner

PARIS. Der französische Außenminister Bernard Kouchner hat die Kosovo-Albaner vor einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung gewarnt. Dies wäre keine Lösung, erklärte der frühere Sozialist vorigen Montag beim EU-Außenministertreffen in Brüssel. Skeptisch äußerte er sich auch zu dem Vorschlag von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), die weiteren Kosovo-Verhandlungen sollten unter Aufsicht einer Troika aus EU, Rußland und den USA stattfinden. Auf keinen Fall dürfte in einer solchen Troika nur ein EU-Staat vertreten sein, "falls wir überhaupt eine Troika akzeptieren", meinte Kouchner. Die USA haben bereits ihre Zustimmung zu einer Unabhängigkeit der serbischen Provinz signalisiert, Rußland ist aber strikt dagegen.

 

Kofi Annan kritisiert Lage in Simbabwe

PRETORIA/HARARE. Der frühere Uno-Generalsekretär Kofi Annan hat die derzeitige Situation in Simbabwe als nicht hinnehmbar bezeichnet. Afrika müsse sich wappnen gegen eine "selbstzerstörerische Form des Rassismus". Dieser vereine die afrikanischen Bürger und lasse sie tyrannische weiße Herrscher stürzen, während tyrannische schwarze Herrscher entschuldigt würden, erklärte Annan vergangenen Sonntag in Johannesburg aus Anlaß des 89. Geburtstags des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela. Dieser sei ein "wunderbares Beispiel auf einem Kontinent, in dem Präsidenten in einigen Fällen gegen die Verfassungen ihrer Länder verstoßen haben und sich jahrzehntelang an die Macht klammern", sagte Annan. Er bezog sich damit auf den Präsidenten Simbabwes, Robert Mugabe.

 

Solschenizyn verteidigt Präsident Putin

MOSKAU. Der russische Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn hat Präsident Wladimir Putin gegen ausländische Kritik verteidigt. Putin sei zwar ein Geheimdienstoffizier gewesen, "jedoch kein KGB-Ermittler und kein Lagervorsteher im Gulag", erklärte er im Spiegel. "Die Nachrichtendienste, die für Auslandsaktivitäten zuständig sind, werden in keinem Land niedergemacht, in manchem werden sie sogar gefeiert", meinte Solschenizyn. "Niemand ist auf die Idee gekommen, George Bush senior dessen frühere Tätigkeit an der CIA-Spitze vorzuwerfen."


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