© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/07 20. Juli 2007

Operation Walküre
Von Ostpreußen nach Berlin: Das Geschehen am 20. Juli 1944
Christian Vollradt

Am Mittag des 20. Juli 1944 meldet sich Oberst Stauffenberg beim Chef des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel im "Führerhauptquartier Wolfsschanze" (Ostpreußen). Als Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres soll jener an einer Lagebesprechung mit Hitler teilnehmen. Vormittags werden Mitverschwörer in Berlin und Paris von dem bevorstehenden Attentat in Kenntnis gesetzt. Stauffenberg und sein Adjutant, Oberleutnant Werner von Haeften, betätigen den Zeitzünder. Weil sie gestört werden und aufgrund der Eile kann jedoch nur die Hälfte des vorgesehenen Sprengstoffs scharf gemacht werden; gegen 12.45 Uhr explodiert die Bombe, die Hitler jedoch bloß leicht verletzt. Stauffenberg kann aus der "Wolfsschanze" entkommen und erreicht um 13.15 Uhr das Flugzeug, das ihn zurück nach Berlin fliegt.

Weil sie nicht genau wissen, ob Hitler tot ist, zögern der reaktivierte Generaloberst Erich Hoepner und General Friedrich Olbricht in Berlin, die "Operation Walküre" - das Startsignal für den Putsch - auszulösen. In Paris gibt ein eingeweihter Offizier den Tod Hitlers und die Bildung einer Regierung unter den Widerstandskämpfern Ludwig Beck und Carl Goerdeler bekannt. Erst um 15.15 Uhr ist Stauffenberg gelandet, er läßt sofort die Nachricht von Hitlers Tod telefonisch verbreiten. "Walküre" wird ausgelöst, in den Wehrkreisen des Reiches soll dadurch die Wehrmacht die vollziehende Gewalt übernehmen und die Partei sowie alle NS-Organisationen entmachten. In Berlin ist das Wachbataillon alarmiert, welches das Regierungsviertel abriegeln soll; der Berliner Stadtkommandant, General Paul von Hase, gehört zum Widerstand.

Noch vor dem Eintreffen Stauffenbergs an seinem Dienstsitz in der Bendlerstraße, wo sich auch andere Mitverschworene schon versammelt haben, erfährt der Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Friedrich Fromm, daß Hitler lebe. Er weigert sich daraufhin, die Verschwörung weiter zu unterstützen und wird festgesetzt. Um 16.30 Uhr wird das Fernschreiben "Der Führer ist tot..." abgesetzt.

Mittlerweile treffen aus Ostpreußen Gegenbefehle ein; von der Wolfsschanze aus läßt Keitel verkünden, daß nur Heinrich Himmler als neuem Befehlshaber des Ersatzheeres Folge zu leisten sei, Hoepners Befehle seien nichtig. Nachdem er in Goebbels Amtssitz mit Hitler telefoniert hat, wendet sich der Kommandeur des Wachbataillons, Major Otto Ernst Remer, gegen die Putschisten. Er erhält von Hitler den Befehl, den Aufstand in Berlin niederzuwerfen.

Wegen der widersprüchlichen Meldungen werden in den meisten Wehrkreisen die Befehle aus der Bendlerstraße nicht befolgt. Nur in Paris, Wien und Prag kommt es zu Verhaftungen von SS-Führern.

Gegen 21 Uhr, als der Rundfunk eine Ansprache Hitlers ankündigt, sind Teile des Bendlerblocks vom Wachbataillon besetzt. Schon eine dreiviertel Stunde vorher hält Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben das Unternehmen für gescheitert. Kurz vor Mitternacht wird Generaloberst Beck nach einem Selbstmordversuch erschossen, später meldet Fromm an alle Wehrkreise, der Putsch sei blutig niedergeschlagen worden. Stauffenberg und drei weitere Widerstandskämpfer werden um diese Zeit im Bendlerblock standrechtlich erschossen.

Foto: Blick auf das Ehrenmal im Innenhof des Bendlerblocks


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