© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/07 20. Juli 2007

Seine Tat lebt
Für die Ehre der Nation: Stauffenbergs Beispiel überragt alles
Dieter Stein

Wir glauben an die Zukunft der Deutschen." Die ersten Worte des "Eides", den die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg wenige Wochen vor dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 formulierten, klingen fremd in den Ohren vieler Bundesbürger des Jahres 2007.

Am 20. Juli scheiden sich noch immer die Geister. Es ist ein Datum, dem der wortreiche Gedenkbetrieb mit einer eigentümlichen Sprachlosigkeit begegnet. Wie ein erratischer Fels überragt die Tat eine ansonsten sauber planierte historische Topographie. Hinderlich für einen Schlußstrich unter die deutsche Geschichte, deren endgültiges Urteil mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 gesprochen sein soll.

Ist für die Nachgeborenen das Thema "Drittes Reich" nicht eleganter zu verkraften, wenn sie von einer Kollektivschuld und einem Kollektivversagen der deutschen Eliten ausgehen? Das Abnabeln von einer deutschen Identität, ein Abschied von einer "Zukunft der Deutschen" und ein Aufgehen in einem ortlosen Kosmopolitismus ist wohl geschmeidiger zu vollziehen, wenn das moralische Versagen der Deutschen total war.

Doch davor steht Stauffenberg mit seinen Männern. Mit kaum einem Datum tun sich die deutschen Geschichtspolitiker so schwer. Die offizielle deutsche Gedenkpolitik hat sich auf einen Reigen von Gedenktagen im Jahr geeinigt, an denen der Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft in Erinnerung gerufen wird. Die Botschaft mündet dabei immer inbrünstiger im hoffnungslosen Credo: "Wir glauben an keine Zukunft der Deutschen".

Daraus speist sich auch der besessene Wille, Deutschland unbedingt endgültig und vollständig in einem europäischen Bundesstaat aufgehen lassen zu müssen, deshalb beschwört der tonangebende Teil der deutschen Intelligenz die Metamorphose in eine postnational-multikulturelle neue Identität.

Wie sehr sehnt sich die Jugend nach beispielgebenden positiven Vorbildern der deutschen Geschichte. Doch der Gedenkbetrieb liebt die Mörder, die Täter, bei denen immer von "Wir" und "alle" die Rede ist. Warum tun wir uns so schwer mit den Gestalten, die ein leuchtendes Beispiel an Ethos, Pflicht und Tat gaben? Die den Wert der Vaterlandsliebe adelten, weil sie beseelt von ihr das Äußerste wagten?

Diese Sonderbeilage beleuchtet den 20. Juli anläßlich des hundertsten Geburtstages von Stauffenberg am 15. November. Leben, Tat und Denken des Hauptakteurs stehen dabei im Zentrum. Betrachtet werden die außenpolitischen Konzeptionen, aber auch der aktuelle Stand der Bewertung des Widerstandes in der historischen Forschung. Es fügt sich ein differenziertes Bild über das Gesamtgeschehen: Es gab Illusionen, Irrtümer, Fehler auf seiten der Verschwörer um Stauffenberg. Doch es ändert nichts am Resümee:

Mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg steht das strahlende Vorbild kommender deutscher Generationen vor uns. In seiner Haltung und seinem Beispiel verdichtet sich der Kern jeder vaterländischen Erziehung: ein idealistischer Offizier, glühender Patriot, hochgebildeter Bürger, Familienvater - und bereit, für die Ehre seiner Nation sein Leben hinzugeben. Seine Tat lebt.

Foto: Nahansicht der von dem Bildhauer Richard Scheibe geschaffenen Bronzefigur im Innenhof des Berliner Bendlerblocks. Enthüllt wurde die Statue eines jungen Mannes mit gefesselten Händen (siehe Titelbild) am 20. Juli 1953 von Ernst Reuter (SPD), Berlins damaligem Regierenden Bürgermeister. Gesichtsausdruck und Armhaltung der ursprünglich auf einem Sockel stehenden Figur sollen Entschlossenheit und Widerstandswillen ausdrücken.


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