© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

Meldungen

Europäische Wandlung des traditionellen Islam

BERLIN. Die aktuelle Analyse der Themenstruktur von ARD und ZDF ergab, daß "der Islam" hauptsächlich im Kontext von "Gewalt- und Konfliktthemen" auf den Bildschirmen präsent sei. Diese im Schwerpunktheft "Islam" von Aus Politik und Zeitgeschichte (26-27/07) referierte Analyse überrascht kaum, liefert doch die gewaltfixierte Weltauslegung des Propheten Mohammed hinreichend Anlässe für eine entsprechende Berichterstattung. Deren Ursprünge sollen, wie der Orientalist Karl-Heinz Ohlig im selben Heft darlegt, gar nicht auf der Arabischen Halbinsel liegen. Doch ist die Entstehungsgeschichte einer Ideologie weniger von politischer Bedeutung als ihr Zukunftspotential. Und hier wagt Nina C. Tiesler, Religionswissenschaftlerin in Lissabon, mit Blick auf 15 Millionen Muslime in Europa eine für die Massen unter der grünen Fahne eher ungünstige Prognose. Die europäische Öffentlichkeit erlebe zwar nicht zufällig eine "Islamisierung" ihrer Diskurse. Denn das Gros islamischer Immigranten lehne bisher eine Integration in die säkulare Kultur des Westens ab. Seit Mitte der 1980er Jahre steige die Zahl islamischer Gemeindegründungen und Moscheen "sprunghaft" an. Die Rückkehr der Muslime sei inzwischen nur noch ein "Mythos". Trotzdem könne man langfristig auf die Prägekraft europäischer Bildungsinstitutionen vertrauen. Das "importierte religiöse Personal" habe schon heute keine Antworten mehr auf "Fragen junger Muslime, die sich einem neuen Kontext stellten". Die "neue Generation" der Muslime, die in Europa aufgewachsen und "zu Hause" sei, werde die traditionelle Religion verändern, "moderne Ansätze" dieses durch "säkulare Bildung" bewirkten Wandels seien bereits erkennbar.

 

Königsberg: Rückkehr  in sowjetische Zeiten

DUISBURG. Farbige Einblicke in neu entstandene Stadtviertel in den Randbezirken Kaliningrads dokumentieren im jüngsten Königsberger Bürgerbrief (69/2007), daß die russische Stadtverwaltung noch für lange Zeit in sowjetischen Planungsmustern verharren dürfte. Zeugen doch die mehrstöckigen Betonbunker im früheren Rothenstein, die Wohnkästen am Aschmannpark oder gar das zaghaft wachsende "Fischdorf" am Pregel von einem Mut zur Häßlichkeit, der westlichen Stadtplanern spätestens vor zwanzig Jahren abhanden gekommen ist. Diese Rückständigkeit korrespondiert trefflich mit einer Revision der "Öffnungspolitik". Wie der Bürgerbrief meldet, seien Dutzende von Orten an den Außengrenzen des "Kaliningrader Oblast" nur noch mit Passierschein zu betreten. Damit seien die großen Pläne des Gouverneurs Georgi Boos, seine Exklave in eine Touristenregion zu verwandeln und ein "Urlaubsparadies an der Ostsee" zu schaffen, wohl "erst einmal auf Eis gelegt".


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