© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

WIRTSCHAFT
Globalisierung braucht Ordnungsrahmen
Jens Jessen

Der Freihandel wächst und gedeiht. Die rasant zunehmende Containerflotte ist dafür ein unbestechlicher Beweis. Die Entwicklungsländer bauen sich eine neue Industriegesellschaft - unter anderem mit Hungerlöhnen und Sozialdumping. Wer vietnamesische Schuhe kauft, akzeptiert die sozialen Bedingungen, unter denen sie hergestellt worden sind. Das gilt auch für indische Textilien oder die Erzeugnisse chinesischer Produktpiraten. Der von Kurt Beck gescholtene "Neoliberalismus" ist auch die Ideologie des "Kleinen Mannes" in Deutschland. Der sorgt selbst für die eigene oder des anderen Arbeitslosigkeit - denn "Geiz ist geil". Selbst die meisten roten Genossen träumen "links" und leben "neoliberal".

Der "Kleine Mann" in Europa ist jetzt noch kleiner, da die Asiaten angetrieben werden, schneller zu lernen, zu arbeiten und zu denken - und weil sie rechtlos sind. Und was tun die gewählten Repräsentanten des "Kleinen Mannes", um die Globalisierung der sozialen Rechte nicht nur zu fordern, sondern auch zu erkämpfen? Wann kommt der Prozeß der immer weiteren Schrumpfung der  Sozialstandards in Europa zum Stehen? Wann akzeptieren die lautstarken Vertreter von sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten in Europa nicht mehr Umweltzerstörung, Kinderarbeit, Raub geistigen Eigentums, Unterdrückung der freien Meinung und freier Gewerkschaften durch die Potentaten der gelenkten Marktwirtschaften? Die Produkte, die aus diesen Ländern kommen, sind das Ergebnis all dieser Verstöße gegen die Menschlichkeit und damit auch ein Verstoß gegen die Werte Deutschlands und Europas. Die Politik hat die Pflicht, der Globalisierung des Laisser-faire einen Ordnungsrahmen zu verpassen, der die wichtigsten Menschenrechte garantiert.


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