© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

Leserbriefe

Zum Schwerpunkthema Bundeswehrehrenmal, JF 24/07

Längst überfällig

Man ist verwundert, davon zu lesen, daß ausgerechnet Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse vor einer "Denkmalsinflation" warnt. Gilt er doch als engagierter Befürworter anderer Erinnerungsstätten. Mit der geplanten Errichtung einer Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten der Bundeswehr entfernen sich die Verantwortlichen - gewollt oder ungewollt - einen weiteren Schritt von der Traditionspflege des deutschen Soldatentums. Zwangsläufig grenzt man die in vergangenen Epochen gefallenen deutschen Soldaten aus. Getreu dem erklärten Willen zeitgeistkonformer Wortführer: Tradition beginnt 1955!

Warum hat man nicht den Mut, Schinkels Neue Wache - in zentraler Lage Berlins gelegen - (ursprünglich als Wachlokal für das gegenüberliegende Kronprinzenpalais und das danebenliegende Zeughaus gebaut) zu diesem Zwecke zurückzugestalten? Zumal diese Stätte schon in der Weimarer Republik als auch folgend im Dritten Reich zur Ehrung der Gefallenen verwendet wurde. Wäre es somit nicht Zeit, auch in Deutschland ein Denkmal des (un-)bekannten Soldaten zu errichten? Bekanntlich drängen bisher darin geehrte Opfergruppen danach, eigene Gedenkstätten zu erhalten, um nicht mit "Tätern" unter einem Dach geehrt zu werden.

Oder ist es vielleicht doch so, daß Monumente der Erinnerung und des Gedenkens nur Nationen zukommen, die sich als solche fühlen und verstehen? Die dem Opfertod für das Vaterland eine besondere Ehrung zukommen lassen? Und wenn es so ist, wie weit ist das politische Gebilde Bundesrepublik noch davon entfernt? Dennoch, die Verwirklichung des Anliegens - aber unter Einschluß aller Gefallenen - ist überfällig!

Johann Troltsch, Kempten

 

 

Zu: "Gewalt wird politisch belohnt" von Dieter Stein, JF 24/07

Milde fehl am Platz

Die anläßlich des G8-Gipfels zutage getretene brutale Gewalt der Chaoten zeigt deutlich, daß jegliche Art von Milde beim Polizeieinsatz fehl am Platze ist. Schon bei den Chaostagen, die vor einigen Jahren mehrmals in Hannover stattfanden, wollten der damalige Polizeipräsident und sogar die amtierende Justizministerin Handzettel mit "deeskalierendem" Text auf den Bahnhöfen und Zufahrtswegen an die "Gäste" verteilen lassen, um diese von Gewalttaten abzuhalten. Doch gerade derentwegen waren diese Staatsfeinde ja nach Hannover gekommen.

Für mich ist es auch erschütternd, wie wenig Fürsorge und Rückendeckung den laufend im harten Einsatz stehenden Polizeibeamten von den Verantwortlichen entgegengebracht wird. Während meiner Polizeidienstzeit von 1946 bis zum Übertritt in die Bundeswehr 1956 fühlte ich mich unter der Ägide von Hinrich-Wilhelm Kopf, Ministerpräsident von Niedersachsen, jederzeit als angesehener und respektierter Staatsdiener. Allerdings wurden zu dieser Zeit Polizeibeamte noch nicht als "Bullen" bezeichnet.

Und wenn in und um Rostock brav erscheinende, vor Edelmut triefende Bürger am Rande der Kampfzone milde Gaben an die Chaoten verteilen, wo sie bei geringeren Aktionen durch Rechtsextreme doch oft vermeintliche "Opfer" mit Lichterketten ehren, sehe ich darin ein Zeichen von Dekadenz und die Auflösung jeglicher Ordnung. Das Hohelied vom mündigen Bürger wird ad absurdum geführt!

Gerd-Joachim Kalkowski, Hildesheim

 

Eine Schande

Herr Stein meldet sich wie immer kurz, aber treffend zu Wort. Als ich im Fernsehen mitverfolgen durfte, wie 15 Vermummte im Halbkreis auf kürzeste Entfernung einen Polizisten ohne jegliche Bewaffnung oder Schutzschild mit Steinen bombardierten, wurde mir als gewaltfreiem Konservativen fast schlecht. Neben Fassungslosigkeit kamen mir Länder in den Sinn, in denen Steinigungen noch zur judikativen Praxis gehören.

Außerdem mußte ich im Nachklang an den hervorragenden Artikel von Doris Neujahr über Claudia Roth denken. Sie hat sich in bekannter Betroffenheitsmanier über Hausdurchsuchungen im Vorfeld des G8-Gipfels öffentlich beklagt. Angesichts der zutage getretenen animalischen Gewalt der seinerzeit Durchsuchten fühlt sich nicht mal die sensible Frau Roth bemüht, sich vor diejenigen Staatsdiener zu stellen, die selbst ihre Umtriebe mit Leib und Leben beschützen müssen. Eine vom Steuerzahler finanzierte Schande.

Stefan Wagner, München

 

 

Zu: "Schröder hat das Völkerrecht mißachtet" von Alfred de Zayas, JF 24/07

Groteskes Gejammer

Mit Interesse und Dank las ich die Ausführungen von Alfred de Zayas zur Mißachtung des Völkerrechtes in Anwendung auf die deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge. Als direkt Betroffene weiß ich um die menschenverachtende Einstellung von Gerhard Schröder gegenüber den schwer geschundenen Ostdeutschen.

Wie grotesk deshalb für mich stets das Gejammer des Altbundeskanzlers über die eigene vaterlose Jugend und die dringende staatliche Unterstützung seines Studiums, was er als zwingendes Argument pro Gebührenfreiheit an den Universitäten und Hochschulen verstanden wissen wollte. Einleuchten tat mir sein Argument jedoch nicht - als anerkannter "Flüchtling A" verdiente ich mir mein Studium selbst, das in den fünfziger Jahren noch gebührenpflichtig war.

Die Bitterkeit, die die Unrechtsentscheidung hinsichtlich materieller Werte zurückließ, ist jedoch nicht die einzige, die ich bis heute auf der seelischen Zunge schmecke. Weit tiefer verletzen und kränken mich vor allem die nicht versiegen wollenden Bissigkeiten jener Nachgeborenen, die als selbsternannte Gutmenschen den Anschein erwecken wollen, mit ihnen hätte es die grausamen Exzesse der Nazizeit nie gegeben. Folglich seien die Ostdeutschen - und somit auch ich - selbst schuld an ihrer Tragik. Dieser niedrige Tenor, der auch in manch einem Leserbrief in der JF zum Film "Die Flucht" mitschwang, macht mich wütend.

Prof. Dr. Gabi Köpp, Berlin

 

 

Zu: "Bis zum demokratischen Endsieg", Interview mit Max Meier, JF 24/07

Es gibt noch edle Motive

Mich hat dieser realistische, offene Bericht sehr erschüttert und aufgewühlt. Ich danke Herrn "Meier" für diese Offenheit und seinen Mut, uns Einblicke in den wahren Alltag der Soldaten und der Menschen in Afghanistan zu geben. Wir mißtrauischen Bundesbürger ahnen es und lesen nun den Beweis. Danke an Sie als Zeitung, daß Sie sich der Wahrheit verpflichten und ebenso mutig dies veröffentlichen!

Wie tief sind die "normalen" Journalisten gesunken, wie schlecht wird informiert, wie werden wir als Volk für dumm verkauft! Wann endlich wachen wir auf? Auch Udo Ulfkotte ist ein Warner, den Ihre Zeitung zu Wort kommen läßt. Dessen Warnungen werden aber auch nicht umgesetzt.

Herr "Meier" erwähnt Herrn Scholl-Latour, den auch ich sehr schätze und mich seit Jahren wundere, wie wenig sein Wissen von den Politikern aufgegriffen und verarbeitet wird. Es hat mich angerührt, daß "Max Meier" den Dienst am Vaterland als Begründung für seinen freiwilligen Einsatz in Afghanistan angibt. Es gibt sie noch, diese edlen Motive - auch hier sind sicher Eltern im Hintergrund, die entsprechende Werte vermittelt haben. Das tut gut. Ich hoffe sehr, daß Herr "Meier" für seine Offenheit nicht büßen muß.

Gisela Veigel, Lenningen

 

 

Zu: "Schlammringen in Regensburg" von Werner Veith, JF 24/07

Gutmenschendenken

Diese Vorwürfe und vor allem die Argumentationslinien derer, welche Thomas Fürst nun abschießen möchte, erscheinen schon fast in einem lustigen Gewand. So hat beispielsweise der CSU Bezirksvorsitzende des für Regensburg zuständigen Bezirkes vor zwei Wochen in einem Interview im Radiosender Bayern 2 folgendes verlautbaren lassen: "Gesinnung verjährt nicht!"

Aus diesem Grund sieht er, egal wie viele Jahre nach welchen Aussagen auch immer schon vergangen sind, keine Möglichkeit, Gnade walten zu lassen. Dies wäre im Grunde ja eine gute Einstellung und könnte damit durchaus auch Respekt verschaffen. Allerdings gehört dieser Politiker sicher auch zu denen, die heute in den besten Tönen von unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen und auch für sie Wahlwerbung gemacht haben.

Nun stellt sich dem geneigten Beobachter politischer Intrigen allerdings die Frage, ob denn seine Aussage von der Gesinnung bei der Kanzlerin dann nicht gilt. Denn immerhin war diese Beauftragte für Agitation in der FDJ! Oder ist in der Christlich Sozialistischen Union nun auch schon ein Gutmenschendenken einhergegangen?

Karl Halbritter, Saaldorf-Surheim

 

 

Zu: "Vor der Wahrheit den Blick verschlossen" von Doris Neujahr, JF 23/07

Was trieb diesen Menschen an?

Wieder eine Arbeit von Doris Neujahr, die fachlich und menschlich perfekt ist. Erschreckend, wie ein Charakter vom Schlage Richard Weizsäcker mittels Medien zur meist anerkannten moralischen Instanz in einem zivilisierten Land werden konnte und dieses zukunftsfeindlich veränderte. Ich frage mich aber, was trieb diesen Menschen an? Es bleibt doch fast nur persönliche Eitelkeit und Feigheit als Lebensmaxime übrig.

Bodo Matzat, Gotha

 

 

Zu: "Herausforderung Konservatismus" von Niklaus Pfluger, JF 23/07

Paläo- und Neokonservative

Größtenteils stößt Pflugers Beitrag auf meine Zustimmung, vor allem durch die Benennung der Notwendigkeit von Kenntnissen der abendländischen Geistesgeschichte sowie die Herausstellung von deren katholischen Elementen und der Wichtigkeit einer Kirche, die ihrem Auftrage nachkommt. Entgegen denjenigen "Konservativen" - wie Peter Kuntze möglicherweise -, die das Rad neu erfinden, alles ganz anders machen wollen, betont Pfluger die Wichtigkeit der traditionellen Familie und auch des Eigentums. Lobenswert ist, daß er ausdrücklich die Ablehnung der Moderne als Gehalt des Konservatismus darstellt und auch den Voltaire-Freund und Verächter der deutschen Sprache, Friedrich II., dorthin verweist, wo dieser hingehört - auf die Linke.

In seinen die USA betreffenden Ausführungen geht Pfluger jedoch leider nicht auf den Unterschied zwischen Paläo- und Neokonservativen ein. Letztere befinden sich, wie Professor Hans-Hermann Hoppe richtig gesagt hat, in linkem Fahrwasser, wenigstens außenpolitisch, und dies ist durchaus ein Grund, von ihnen Abstand zu nehmen, während die ersteren heute einen weit geringeren Einfluß besitzen.

Kaum verständlich ist mir seine These, daß Deutschland keinen kulturellen "Sonderweg" mehr gehen könne. Jedes Land und Volk hat doch einen eigenen Weg, und es ist doch gerade auch ein Herzensanliegen der Rechten, daß diese Differenz bewahrt wird, was eine Überhöhung ja gar nicht ausschließen soll. Und diese ist Aufgabe der Katholischen Kirche.

Die Rede von der deutschen Geschichte als einem verhängnisvollen Sonder- und daher Irrweg ist eine Domäne der Linken. Sie ist auch dann noch falsch, wenn sie auf Preußen begrenzt wird. Auch der Behauptung, es gebe keine multipolare Welt, muß ich widersprechen, denn die Vereinigten Staaten sind, wie sich gezeigt hat, nicht in der Lage, eine alleinige Weltmacht darzustellen, und daß dies wünschenswert wäre, wage ich auch zu bezweifeln. Wenn Pfluger die konfessionelle Spaltung beklagt, dann sollte ihm zudem auffallen, daß in den Vereinigten Staaten evangelikale Kirchen überwiegen.

Marco Reese, Celle

 

 

Zum Schwerpunktthema "Der Fall Sascha Jung" JF 22/07 und JF 23/07

Schnüffelmeute

Schade, aber typisch für die Gegenwart im freiesten Staat, der je auf deutschem Boden bestanden hat. Schade um einen gescheiten und aufrechten Mann, wie Sascha Jung, dessen soziale Zukunft im Namen von Freiheit und Demokratie vom Staat mit Berufsverbot belegt wird. Und typisch für Günther Beckstein, der mangels eigener Geistes- und Widerstandskraft die herrschende Meinung derer, die ihn selber zutiefst verabscheuen, mit grinsverzerrter Beflissenheit wie ein Oberknecht vollstreckt.

Und die ach so freiheitlich-demokratischen Massenmedien unterstützen oder fabrizieren in harmonischer Konsonanz und im Bewußtsein ihrer lizenzierten Privilegien die dümmsten Konstruktionen aus Vorwürfen angeblich verfassungsfeindlicher Bestrebungen bis zur Ausschaltung jedes widerständigen Charakters. Als in München lebender Zeitgenosse traue ich insbesondere meinem fränkischen Landsmann und seiner abgerichteten Schnüffelmeute nicht einen Zentimeter über den Weg.

Johann Phillip Palm, München

 

 

Zu: "Absehbar ergebnislos" von Michael Wiesberg, JF 23/07

Was ist dabei rausgekommen?

Das Treffen in Heiligendamm hat uns über hundert Millionen Euro gekostet, und was ist dabei rausgekommen? Nahezu nichts! Das Hauptproblem, wie man Kriege verhindern kann, hat man gar nicht erst angefaßt. Man hat viel über Afrika geredet, aber das Problem, daß viele Entwicklungshilfen in Waffenkäufen an Afrika verschwendet werden, hat man tunlichst vermieden. Wenn die Afrikaner keine Handfeuerwaffen wie zum Beispiel Kalaschnikows erhalten würden, könnten sie auch keine Kriege führen. Ebensowenig könnte die Hamas ihren Bruderkrieg in Gaza führen.

Aber am Waffenhandel verdienen ja viele Völker, insbesondere die Vereinigten Staaten und Rußland, und der Handel steigt stetig. Eine weitere Schande der Völkergemeinschaft, denn kein Land tut etwas gegen den Waffenhandel, auch nicht die Vereinten Nationen, die auch hier völlig versagen.

Jürgen Schulz, Buchholz

 

Autonomie wird zerstört

Ich bin weder George-W.-Bush- noch Angela-Merkel-Fan und sehe in der Globalisierung vieles recht kritisch. Genauso kritisch zumindest wie die Demonstrationsteilnehmer mit ihren Billighandys aus China, den japanischen Autos oder auch der Möglichkeit, durch die Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland Steuern im nicht unerheblichen Umfang einzusparen und somit das Budget des verbal angegriffenen Staates zur Alimentierung bestimmter sozialer Belange erheblich zu schmälern.

Die Globalisierung hat sicherlich ihre Vor-, aber auch erhebliche Nachteile. Nur eines zerstört sie allemal: die Autonomie der Menschen in den jeweiligen betroffenen Staaten. Sie werden zu beliebig austauschbaren Schachfiguren im globalen Wirtschaftskreislauf. Marx und Engels lassen grüßen, vielleicht diesmal auch intellektuell gleichermaßen konstruktiv politisch von links und rechts.

Hans Meyer, Berlin

 

 

Zu: "Anklägerin im Namen des Guten" von Doris Neujahr, JF 22/07

Keine platte Polemik

Treffender kann man diesen Menschen- beziehungsweise Politikertyp nicht beschreiben. Ihre Wortwahl ist punktgenau und unterscheidet sich wohltuend von platter Polemik. Sehr oft schon sind mir Ihre durchdachten und von besonderer Sprachkraft zeugenden Beiträge aufgefallen. Ein Grund, öfter die JF zu lesen.

Andreas Gericke, Berlin

 

 

Zu: "Scharnier zwischen links und linksextrem" von Curd-Torsten Weick, JF 21/07

Aus strategischen Gründen

Ich bin seit 2003 SPD-Mitglied und frage mich, wie lange ich das noch bleiben kann. Das arrogante Selbstverständnis des Stephan Braun und der eigentlich sympathischen Ute Vogt, die nunmehr auch ein gemeinsames Buch gegen die JUNGE FREIHEIT vorgelegt haben, das demnächst erscheint, läßt mich wirklich gruseln.

Da legt Braun auf seiner Heimseite eine Liste von "JF-Partnern" vor, um damit die Rechtslastigkeit der ihm verhaßten JUNGEN FREIHEIT zu beweisen. Daß im Osten die PDS - eine Partei, in der sich immer noch Mitglieder wie der Historiker Kurt Gossweiler zu Stalin bekennen - zu den Partnern der Sozialdemokraten gehört, ist nicht unbedingt unumstritten.

Gegen diese Art von Extremismus unternimmt der feine SPD-Mann Braun gar nichts. Er widmet sich lieber der Arbeit an seinem Blick nach rechts, während der Blick nach "links", auch aus strategischen Gründen, unterbleibt.

Heiko Hentz, Östringen


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