© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

LOCKERUNGSÜBUNGEN
Alternative
Karl Heinzen

Dank der Fusion von PDS und WASG ist auch das politische Milieu, das seine Wurzeln in der einstigen Regierungspartei der DDR hat, endlich im geeinten Deutschland angekommen. Mit Vorwürfen, daß dieser Prozeß so lange gedauert hat, sollte man sich jedoch zurückhalten. Nur zu gerne hätte die Ex-SED nämlich auch der neuen Groß-Bundesrepublik von Anfang an ein klein wenig ihren Stempel aufgedrückt, wenn ihr die Gelegenheit dazu denn vergönnt gewesen wäre.

Dagegen sprachen jedoch schon allein die organisatorischen Voraussetzungen, unter denen sie in die Einheit startete. Während die anderen Blockparteien des nicht mehr real existierenden Sozialismus nach der Wende rasch die Gelegenheit fanden, bei westdeutschen Schwesterorganisationen anzudocken, blieb die PDS sich selbst überlassen. Nicht einmal ihr interessantes Restvermögen lockte Parteigänger aus dem Westen in einer Zahl, die ausreichend gewesen wäre, das Lokalkolorit derer "von drüben" abzulegen.

Erst anderthalb Jahrzehnte nach der Einheit faßten sich traditionsbewußte Linke aus Sozialdemokratie und Gewerkschaften ein Herz und reichten der PDS, mit der sie im stillen vielleicht immer schon sympathisiert haben mögen, die Hand, um gemeinsam auch in der alten Bundesrepublik Fuß zu fassen.

Anachronistisch sind die Entstehung der neuen Partei "Die Linke" und ihr wachsender öffentlicher Zuspruch aber nicht. Da die SPD als Juniorpartnerin der Union allenfalls noch ein neosozialliberales Profil aufweist und die Grünen sich bedingungslos radikalbürgerlichen Auffassungen und Tugenden verschrieben haben, ist auf der Linken eine programmatische Lücke entstanden, die die gleichnamige Partei überzeugend zu füllen weiß. Über diese inhaltliche Ergänzung hinaus übernimmt sie zudem eine wichtige Aufgabe für unsere Parteiendemokratie, die ansonsten, so vital sie auch ist, sehr schnell in eine Schieflage geraten könnte. In Zeiten des Umbruches, und solche erleben wir nun offenbar in Permanenz, gibt es zuweilen Bevölkerungskreise, die das Gefühl haben, den Anschluß zu verlieren, und deshalb meinen, aus lauter Unmut populistischen Demagogen ihre Stimme geben zu müssen. Bislang wurde durch derartige Reflexe immer nur der rechte Rand bis hin zur NPD in diverse Parlamente gespült.

Nun gibt es für Protestwähler endlich eine Alternative, die nicht nur ungleich dynamischer und daher attraktiver ist als all die Rechten. Da an Seriosität und Verfassungstreue der "Linken" keine Zweifel bestehen, kann man sich sogar offen zu ihr bekennen.


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