© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

Wo ist "Die Rechte"?
von Dieter Stein

Deutschland hat eine neue Partei. "Die Linke" nennt sich die Fusion aus großer PDS und kleiner WASG. Es ist ein provokativer Name, denn damit erhebt die Gysi/Lafontaine-Truppe den Anspruch auf Alleinvertretung der Linken in Deutschland. Entsprechend aufgescheucht sind SPD und Grüne. Dabei hatten alle etablierten Parteien in den Wahlkämpfen der letzten Jahre sich darin überboten, die sagenumwobene "Mitte" zu umwerben. In die "Mitte" projiziert nach Auffassung von Demoskopen die Mehrheit der Wähler alle Sehnsüchte und Gefühle nach Geborgenheit, Sicherheit und Stabilität hinein. Jene kautschukartige "Mitte" herauszufordern, ist in den Augen kritischer Medien offenbar aber nur von "links" statthaft. Warum eigentlich?

Und rechts? Wo ist "Die Rechte"? CDU/CSU? Sie ist eine Partei der Mitte. Sagt die Union. Und rechts daneben? Was ist mit der anderen Hälfte des "demokratischen Spektrums"? Wie, das gibt es nicht? Rechts neben der Union gähnt ein Abgrund, aus dem uns V-Leute des Verfassungsschutzes entgegenwinken, lesen Sie in der Zeitung? Skandalös, meinen Sie? Nein, das ist der ganz normale Wahnsinn in Deutschland.

Dank der politischen Kultur und einer medialen Schweigespirale, erscheint es derzeit undenkbar, daß das breit differenzierte linke Parteienspektrum ein Äquivalent erhält. Dies wäre im Sinne einer intakten und lebendigen Demokratie begrüßenswert und ein erfrischendes Gegenmittel zur Politikverdrossenheit. Nur: Die politische Impotenz ist "rechts" zu einem Gutteil hausgemacht. Inkompetenz, Versagen, Sektierertum sind hier Quelle der politischen Abstinenz.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen