© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/07 15. Juni 2007

Frisch gepresst

Königsberg. Die preußischen Reformen von 1808 waren nicht nur eine Antwort auf den militärischen Zusammenbruch des friderizianischen Staates im Krieg gegen Napoleon. Versuche zur Reorganisation der inneren Verwaltung begannen bereits Ende des 18. Jahrhunderts. In diesem Kontext steht 1804 die Auflösung des Etatsministeriums, der bisherigen obersten Landesbehörde des Herzogtums Preußen, sowie die Entstehung eines Geheimen Archivs in Königsberg. Damit war das älteste preußische Provinzialarchiv entstanden. Das 200. Gründungsjubiläum nahm das Geheime Staatsarchiv in Berlin-Dahlem, wo seit 1979 die Bestände des Historischen Staatsarchivs Königsberg lagern, zum Anlaß für ein wissenschaftliches Kolloquium. Die Referate dieser Veranstaltung liegen nun, herausgegeben von Bernhart Jähnig und Jürgen Kloosterhuis, auch in gedruckter Form vor (Preußens erstes Provinzialarchiv. Zur Erinnerung an die Gründung des Staatsarchivs Königsberg vor 200 Jahren, N. G. Elwert, Marburg 2006, gebunden, 280 Seiten, Abbildungen, 23 Euro). Die Beiträge verfolgen die Anfänge der Königsberger Archivalien bis in die Ordenszeit zurück, beleuchten das Handfestenregister als Arbeitsinstrument der hochmeisterlichen Kanzlei, die Ostpreußischen Folianten sowie das Herzogliche Briefarchiv, bevor dann die Ereignisse von 1945 einige Beiträger dazu nötigen, Ausflüge nach Allenstein oder Wilna zu machen, wo Königsberger Archivalien bis heute als "Beutegut" lagern.

Paul Gerhardt. Auf Evangelischen Kirchentagen wie dem soeben in Köln zu Ende gegangenen wird gern die Frage nach der Tragfähigkeit der traditionellen kirchlichen Frömmigkeit aufgeworfen. Hat die überkommene Liturgie den Menschen noch etwas zu sagen? Stehen die alten Choräle nicht für Weltflucht, für ein Abwenden von der Realität? Johann Anselm Steiger, Praktischer Theologe in Heidelberg, verneint dies nachdrücklich. Am Beispiel des Sommerlieds von Paul Gerhardt ("Geh' aus, mein Herz, und suche Freud'". Paul Gerhardts Sommerlied und die Gelehrsamkeit der Barockzeit. Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2007, broschiert, 146 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro) zeigt er auf, daß die barocke Emblematik vielmehr eine Verdiesseitlichung des Himmlischen bei gleichzeitiger Transzendierung des Alltäglichen zu leisten vermochte. Diese unaufhebbare Spannung von Göttlichem und Weltlichem sei auch heute noch vorbildlich.


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