© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/07 15. Juni 2007

Gewürdigt wird der halbe Mann
Ehrung: Martin Mosebach erhält Georg-Büchner-Preis
Thorsten Thaler

Selten waren sich die Feuilletonisten der unterschiedlichsten Blätter so einig wie letzte Woche in der Würdigung des Frankfurter Schriftstellers Martin Mosebach, der in diesem Jahr den mit 40.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung erhält. Unisono war die Rede von der "Einzigartigkeit des konservativen Intellektuellen" (Frankfurter Allgemeinen), von einem "Modernisierungsverweigerer", dessen Bildungsbedürfnis aus einer "Sehnsucht nach Wertigkeit" (taz) erwächst, von seiner "traditionellen Erzählweise" bzw. dem "gehobenen Erzählton" (Welt) sowie der unzeitgemäßen Form seines Auftretens und Schreibens, das "eine Gegenposition zur mittlerweile müde gewordenen Emphase der Gegenwart eröffnet" (Süddeutsche Zeitung). Mit Mosebach werde "eine wirkliche Größe ausgezeichnet, keine Hoffnung bloß, kein Liebling der Saison" (Berliner Zeitung).

Ausgesprochen zu Recht gewürdigt wurden die Romane des 1951 in Frankfurt am Main geboren Schriftstellers, angefangen von seinem Debüt "Das Bett" (1983) über "Westend" (1992), "Die Türkin" (1999), "Eine lange Nacht" (2000) und "Der Nebelfürst" (2001) bis zu "Das Beben" (2005), ebenso wie sein unermüdliches Werben für den traditionellen Meßritus in der katholischen Kirche ("Die Häresie der Formlosigkeit", 2002), das von der JUNGEN FREIHEIT früher schon mehrfach hervorgehoben wurde (JF 50/02, 13/03, 20/07)

Unerwähnt blieb in den Elogen auf Mosebach hingegen sein Interesse an verfemten oder vergessenen Autoren und deren Werken, den Außenseitern und aus der Zeit gefallenen Schriftstellern wie Gerhard Nebel, allen voran aber dem reaktionären kolumbianischen Philosophen Nicolás Gómez Dávila. Immer wieder hat Mosebach Essays und Artikel über Gómez Dávila geschrieben (selbst in der taz), mit ihm sieht er sich - darin Botho Strauß ähnlich - in einer Art Geistesverwandtschaft. Mit solchen Referenzgrößen ist Mosebach ein wahrer Glücksfall nicht nur für die Literatur in Deutschland.


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