© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/07 15. Juni 2007

Aufgeschnappt
Rechte Spuren am 17. Juni
Matthias Bäkermann

In der 10.000-Einwohner-Gemeinde Giesen nördlich der niedersächsischen Provinzstadt Hildesheim stößt eine Einweihungsfeier am 17. Juni auf geschichtspolitisch motivierten Widerstand. "Hier wird braune Vergangenheit zelebriert", echauffiert sich das SPD-Gemeinderatsmitglied Thomas Raue in der Hildesheimer Allgemeine Zeitung. Hintergrund ist die privat organisierte Restaurierung eines Ehrenmals, das an Kriegsopfer, Heimatvertriebene und an Deutsche erinnert, die "in Berlin und der Sowjetzone für Freiheit und Heimat" starben. Der Giesener Siegfried Schramm, dessen Vater Ernst schon 1951 die Errichtung des Ehrenmals initiierte, hatte den graffitibeschmierten Steinsockel gesäubert und das darauf stehende arg ramponierte Holzkreuz mit freiwilligen Helfern instandgesetzt. Zudem wurden rausgebrochene Gedenktafeln ersetzt und um eine weitere (für gefallene Bundeswehrsoldaten) ergänzt. Als Dank für diese Leistung will sich die Gemeinde mit einem Fest zur Wiedereinweihung erkenntlich zeigen.

Doch SPD-Mann Raue, der gegen das Denkmal "an sich nichts einzuwenden" habe, stört sich an "rechten Spuren", von denen es nur so wimmele. So soll ein Blasorchester in Anwesenheit lokaler Vertreter des Bundes der Vertriebenen das Schlesier- und das Ostpreußenlied intonieren. Außerdem ziert die Einladungskarte ein Gedicht über die Vertreibung der ostpreußischen Schriftstellerin Agnes Miegel, und die sei schließlich NS-belastet. Ortsbürgermeister Uwe Meyer (CDU) kann diese Aufregung nicht verstehen. "Zuvor stimmte man im Ortsrat parteiübergreifend der Feier zu", sagte er der JF, "immerhin war diese bis 1989 an dem Ehrenmal in ähnlicher Form obligatorisch."


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