© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/07 08. Juni 2007

Meldungen

Thomas Mann: Früh auf dem Weg nach Westen

BERLIN. Thomas Manns recht unzeitig zur deutschen Niederlage im Herbst 1918 erschienenen "Betrachtungen eines Unpolitischen" haben in der germanistischen Forschung wie in der nicht kleinen Gemeinde der Verehrer des von Robert Musil so genannten "Großschriftstellers" schon immer einen Stein des Anstoßes gebildet. Diesem Riesenessay verdankt Mann die Zuordnung zur "Konservativen Revolution". Das will nicht passen zum späteren Verteidiger der Weimarer Republik, frühen Warner vor der Hitler-Bewegung und eifrigen Kriegspropagandisten in angelsächsischen Diensten. Jens Nordalm eröffnet nun allen, denen dieser "Gedankendienst mit der Waffe" peinlich ist, einen Ausweg (Literaturwissenschaftliches Jahrbuch, 47/06). Lese man nämlich genau, enthalte die vermeintlich antidemokratische und antiwestliche Rhapsodie der "Betrachtungen" bereits alle wesentlichen Elemente jener Rede "Von deutscher Republik" (1922), die bislang als Bekundung von Manns "Gesinnungswandel" gewertet worden sei. Doch schon 1917 habe er Sympathien für die Demokratie, sogar für die SPD, für die innere Reform des Kaiserreichs im Sinne einer Wende zum "Volksstaat" bezeugt. Wie der wilhelminische Staat selbst bereits lange vor 1914, so sei auch Thomas Mann früher auf dem "Weg nach Westen" gewesen, als man bisher vermutete.

 

Multikulturell und integrationsfähig

BADEN-BADEN. Fast wie eine altmodisch-komische Suffragetten-Attacke kommt die Polemik gegen Carl Schmitt daher, die Gertrude Lübbe-Wolff ins Zentrum ihres Aufsatzes über "Homogenes Volk - Über Homogenitätspostulate und Integration" stellt (Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, 4/07). Dem vermeintlichen "Kronjuristen" Hitlers einmal so richtig heimzuleuchten, seine Vorstellungen zur Homogenität mit einem "gewissen Schaudern" zu präsentieren und auf seine "ekelhaften" Einlassungen zur Judenfrage zu verweisen, schien dieser Bundesverfassungsrichterin ein Herzensbedürfnis zu sein. Wie stets bei solchen Expektorationen bleibt der hermeneutische Ertrag aber eher bescheiden. Und worauf alles wieder hinauslaufen soll, ist absehbar, auf "Zumutungen der Inhomogenität". Integrationsprobleme ergeben sich nämlich aus dieser höchstrichterlichen Sicht nicht aus einem Mangel, sondern aus einem Zuviel an Homogenität. Also je "multikultureller" eine Gesellschaft werde, desto integrationsfähiger könne sie sein. "Eine Gesellschaft, die eine ethnisch-kulturelle Minderheit zu integrieren hat, muß sich nicht um kulturelle Homogenisierung, sondern vor allem darum kümmern, daß diese Minderheit sich nicht im ökonomischen Abseits konzentriert."

 

Insgesamt nun 236 "Exoplaneten" entdeckt

HONOLULU. Insgesamt 28 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckte ein internationales Planetenjägerteam unter Leitung des US-Astronomen Jason Wright (Berkeley) allein 2006. Damit steigt die Gesamtzahl der bekannten Exoplaneten auf 236, wie Wright am 30. Mai auf dem Jahreskongreß der American Astronomical Society in Honolulu verkündete. Entdeckt wurden die neuen Exoplaneten am Keck-Observatorium auf Hawaii, am Lick-Observatorium in Kalifornien und am Anglo-Australischen Observatorium in Sydney. Unter den Neuentdeckungen gibt es mindestens vier Planetensysteme, die mehr als einen Planeten enthalten. Die Liste der Entdeckungen ist jetzt im Internet einsehbar (exoplanets.org).

 

Erste Sätze

Vom Turme zu Sankt Marien sandte die Gratia Dei ihr dumpfes Sterbegeläut.

Else Sparwasser: Antony van Obbergen. Ein Danziger Roman, Danzig, 1919


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