© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/07 08. Juni 2007

Reisende Gewalttäter
von Bernd Carstensen

In einer Nacht werden in Rostock bei einer anfänglich friedlichen Demonstration gegen den G8-Gipfel mehr als 400 Polizisten zum Teil schwer verletzt. Sie wurden aus dem gewalttätigen "schwarzen Block" mit zerschlagenen scharfkantigen Betonplatten, Steinen und Flaschen angegriffen. Die Einsatzkräfte sind mit Protektoren ausgestattet, die fast den gesamten Körper vor Verletzungen schützen. Welche Gewalt muß stattgefunden haben, daß die Beamten trotz dieser Schutzkleidung noch schwer verletzt werden?

Die Polizei wollte den Einsatz mit der Deeskalationsstrategie bewältigen, damit keine Gewaltprovokation durch polizeiliche Präsenz stattfindet. Dem "schwarzen Block" reichte aber ein alleinstehendes Polizeifahrzeug, um brutale Gewalt anzuwenden. Das sind keine Demonstranten, sondern reisende Gewalttäter, die nur die Konfrontation erleben wollen. Welch ein Hohn, wenn ein Vertreter von Attac sich bei den Rostocker Bürgern für die Gewalttaten entschuldigt, aber nicht ein Wort des Mitgefühls für die verletzten Polizisten findet.

Die Strategie der Deeskalation bleibt richtig. Sie läßt zu, daß Gewalttäter in einem Demonstrationszug konsequent separiert werden. Darüber hinaus ist es nach Polizeirecht möglich, erkannte Gewalttäter so lange in Gewahrsam zu nehmen, bis von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Das ist in der Regel am Ende der Veranstaltung der Fall.

 

Bernd Carstensen ist stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.


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