© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/07 01. Juni 2007

Frisch gepresst

Politik und Journalismus. Wie werden sich das Politische und das Mediale im 21. Jahrhundert im Spannungsfeld zwischen den beiden "intellektuellen Freibeutern" Carl Schmitt und Marshall McLuhan zueinander verhalten? Dieser Frage spürt der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister in seinem soeben erschienenen Buch "Nervöse Zone. Politik und Journalismus in der Berliner Republik" (DVA, München 2007, kartoniert, 282 Seiten, 16,95 Euro) nach. Was für ein Thema! Was für ein Anspruch! Und dann das: eine brav-biedere Hausarbeit, viel sattsam Bekanntes, viel Nebensächliches, viel Ärgerliches. Hachmeisters Zielfernrohr ist eingestellt auf einen angeblich "neo-nationalistischen mainstream", dessen publizistische Wortführer die linksliberale Medienelite der seligen "Bonner Republik" abgelöst hätten und heute mit konservativen Themen die Schlagzeilen bestimmten. Allein schon etliche Charakterisierungen Hachmeisters sind verräterisch. Martin Walser ist ein "politischer Wirrkopf", Botho Strauß gar ein "Blut-und-Boden-Intellektueller", das liberal-konservative Monatsmagazin Cicero wirke bisweilen "etwas bemüht", verrate "nicht unbedingt Originalität", das Personal sei "eher bekannt als aufregend". Peter Hahne bescheinigt Hachmeister "anti-intellektuellen Ingrimm", dessen Bestseller "Schluß mit lustig" sei ein "nicht enden wollendes Zitaten-Sammelsurium", und Matthias Matusseks Buch "Wir Deutschen" (JF 23/06) firmiert als "schrullige Selbstfindung", "patriotische Eruption" und "Erweckungspredigt". Dazwischen - immerhin - finden sich durchaus wissens- wie nachdenkenswerte Darstellungen und Einschätzungen aus dem Innenleben des Medienbetriebs sowie zum Beziehungsgeflecht zwischen Politik und Journalismus, die dem Buch schlußendlich doch noch einigen Reiz verleihen.

Justizirrtum. Eine Frau beschuldigt ihren Vater und Onkel, sie vergewaltigt zu haben. Die beiden wandern ins Gefängnis für viele Jahre. Doch sie sind unschuldig, wie die Gerichts- und Kriminalreporterin der Zeit, Sabine Rückert, aufgedeckt hat. Wie leicht sich die Justiz irren kann und wie schwer es ist, die eigene Unschuld zu beweisen, wenn die Richter einen für schuldig halten, beschreibt die Autorin ebenso detailreich wie drehbuchtauglich (Unrecht im Namen des Volkes. Ein Justizirrtum und seine Folgen. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, gebunden, 288 Seiten, 19,95 Euro).


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