© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

Leserbriefe

Zum Schwerpunkt Schule, JF 20/07

Eltern müssen mitziehen

Wer 1968/1970 studiert hat und anschließend im Schuldienst war, wundert sich nicht über das heutige Desaster in deutschen Schulen: "Alle Menschen sind gleich", "man kann alle begaben", "wir wollen keine Elite", "Förderung der Unterschicht" (jedoch nicht der Begabten), "Strafen sind schädlich" und "Schule soll Spaß machen". Darüber hinaus: Abschaffung der Zensuren, Abschaffung der Kopfzensuren, Einführung der Gesamtschulen, viel Ballast durch Fächer wie Soziologie und Politologie, Abschaffung des deutschen Liedguts und der deutschen Märchen. Auch das Fach "Deutsch" wurde durch das Fach "Sprache" und "Heimatkunde" durch "Sachkunde" ersetzt. Statt des Einmaleins wurde "Mengenlehre" gelehrt - um nur einige politisch gesteuerte Verwirrungen zu nennen.

Es gab eine Zeit, da waren Deutschlands Schulen die besten dieser Welt, große, auch berühmte Pädagogen prägten unser Schulwesen. Tüchtige Handwerker und hervorragende Wissenschaftler, verläßliche, arbeitsame Menschen sind durch deutsche Schulen geprägt worden.

Lösung unseres Schulproblems: Begabte Schüler durch ein Stipendium fördern und den Lehrerstand gut ausbilden, aufwerten und befähigen, daß er faule, rüpelhafte, schulschwänzende Schüler mit entsprechenden Strafen versehen kann. Allerdings müßten die "Erziehungsberechtigten" (so nennt man heute Eltern) mitziehen.

Barbara Berger, Rektorin a.D., Dortmund

 

Schäden der Gleichmacherei

Josef Kraus zeigt in seinem Kommentar "Irrweg 'Hausunterricht'" kein Verständnis dafür, daß Eltern aus purer Verzweiflung über die jahrzehntelangen Fehlleistungen der staatlichen Schulen nach Alternativen suchen, um den ihnen per Gesetz zustehenden Erziehungs- und Bildungsauftrag für ihre Kinder zu erfüllen. Diesen Eltern ist es eben nicht gleich, mit welch unbefriedigendem Ergebnis der erzwungene staatliche Schulbesuch ihrer Kinder endet. Weshalb muß Herr Kraus denn so weit ausholen, den "Leuten", die mit großem persönlichen Einsatz ihren Kindern Hausunterricht erteilen möchten, zu unterstellen, sie sähen darin die Lösung ziemlich aller Schulprobleme?

Die große Errungenschaft der Schulpflicht vor zweihundert Jahren ist heute nicht mehr zeitgemäß, zumal die staatlichen Schulen nicht in der Lage sind, Schüler ihren Begabungen gemäß individuell zu fördern. Über Hochbegabte wissen die Lehrer in der Regel nichts, da es ihnen niemals vermittelt wurde. Und so liegt dieses Potential brach und führt im schlimmsten Fall zur Zerstörung Hochbegabter.

Was Herr Krause unter Atomisieren beklagt, sollte man besser als Diversifizieren begrüßen. Warum sollen denn nicht mindestens diejenigen Eltern, die es sich leisten können und wollen, ihren Kindern eine bessere Erziehung als die staatliche bieten? Gleichmacherei und Sozialdemokratisierung durch die staatlichen Schulen haben einen immensen Schaden angerichtet und werden nicht mehr von allen hingenommen.

Ursula Jaeger, Villingen-Schwenningen

 

Wo geschieht das heute noch?

Im immer zunehmenden Liberalismus und Werteverfall an den staatlichen Schulen hat es mich sehr gefreut, daß sie einen Artikel über den Hausunterricht gebracht haben. Kindergarten und Schule können niemals das leisten, was Familie leistet.

Ich finde man sollte den Schulzwang mit allen seinen negativen kollektivistischen Erscheinungen ablösen durch eine Bildungspflicht. Dieser Pflicht sollte in unterschiedlichen privaten Initiativen oder Heimunterricht nachgekommen werden können. Durch unabhängige Prüfungen könnte der Leistungsstand leicht überprüft werden, denn beispielsweise Fachhochschulen und Universitäten fordern ebenfalls schon lange Eingangsprüfungen statt schulischer Abschlußprüfungen.

Da die Eltern ohnehin längst den größten Teil der Lehrmittel selbst bezahlen und die öffentlichen Mittel dafür sogar noch reduziert werden, sollte den Eltern mehr Flexibilität gestattet werden. Die Politik sollte das unveräußerliche Recht der Eltern auf eigene Erziehung ihrer Kinder stärken und auf deren Pflichten hinweisen, denn kaum etwas ist für die heranwachsende Generation so wichtig wie Liebe und Fürsorge in einer Familie.

Der Heimschulunterricht ist eine gute Möglichkeit um der volks- und kirchenfeindlichen Pädagogik der 68er massiv entgegen zu treten. Zwar reden heute noch mehrere Landesverfassungen davon, die "Jugend in Liebe zu Volk und Heimat" und der "Ehrfurcht vor Gott und dem Menschen" zu erziehen, aber wo geschieht das heute noch?

Marius Frosch, Stuttgart

 

Es geht um weit mehr

Vor erst wenigen Wochen war ich auf Burg Rothenfels, wo ein Internationales Kolloquium zum Thema "Bildungsfreiheit statt Schulzwang" stattfand, mit Fachleuten aus USA und Europa sowie Eltern, die in Deutschland ihre Kinder zu Hause unterrichten und unterrichten wollen. Unsere "großen" Medien haben davon natürlich keine Notiz genommen. Um so verdienstvoller, daß Sie in der JUNGEN FREIHEIT dieses Thema aufgreifen.

Während der Artikel von Karsten Krystofiak sachlich und informativ ist, muß man dem Kommentar von Josef Kraus energisch widersprechen: Das ist Polemik, die man vom Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands nicht erwartet hätte!

Homeschooling hat in den USA keineswegs "Sektierer" und "Parallelgesellschaften" auf den Plan gerufen, sondern hat sich bei etwa zwei Millionen "home-schooled" Kindern bewährt. Die akademischen Leistungen dieser Kinder sind über dem Durchschnitt der öffentlichen Schulen! Colleges und Universitäten bevorzugen jetzt sogar solche Studenten, weil sie im Vergleich mit denen, die von den Regelschulen kommen, besser fundiertes Wissen haben, stärker motiviert und diszipliniert sind.

Es geht weder in den USA noch bei uns um die Abschaffung der Schule (das wollten doch mal die 68er!), sondern um eine bewährte Alternative zum Schulzwang. Was sich mit diesem Zwang manche Schulbehörden leisten, ist in einem Rechtsstaat ein Skandal! Das im Grundgesetz und in der Universalen Menschenrechts-Deklaration der Uno (auch von der Bundesrepublik ratifiziert!) verankerte Elternrecht wird bei uns oft mit Füßen getreten. Natürlich hat der Staat ein "Aufsichtsrecht", aber die totale Kontrolle über das Bildungswesen überlassen wir ihm lieber nicht mehr! Bleiben Sie mit dieser Thematik "am Ball"! Da geht es um weit mehr als um Schulprobleme.

Prof. Dr. Hans Schieser, Blaustein

 

 

Zu: "Kinder an die Macht" von Arnold Steiner, JF 20/07

Versuchskaninchen

Wie schön, daß es in Nenas "Neuer Schule" sogar noch Lesen, Schreiben und Rechnen geben soll, wenn es die Schüler wollen, was ja zu hoffen ist. Natürlich gibt es dort auch keine Noten - es sei denn, die Schüler verlangen danach.

Auf die angeborene Neugier und den Spieltrieb der Kinder zu setzen, ist eine gute, aber keineswegs neue Idee. Doch eine gute Idee ist es nur, wenn der Nachwuchs auch lernt, daß so manches ohne Mühe und Anstrengung nicht möglich ist. Schüler bestimmen zu lassen, was sie lernen möchten, hört sich gut an, wird aber leider dazu führen, daß weniger beliebte, aber notwendige Unterrichtsgegenstände wegfallen.

Auf Stundenpläne und Klassenverbände zu verzichten, mag in Zwergschulen mit geringer Schülerzahl organisatorisch notwendig sein. Doch kein sinnvoller Unterricht kann auf fachspezifisches Lehren und Lernen verzichten. Schließlich wird es auf die Lehrer ankommen, wenn es um den pädagogischen Erfolg geht. Leider erfährt man im Artikel über deren Lehrbefähigung nichts. Wie schön, daß darüber ohnehin die Schüler entscheiden sollen! Man kann nur hoffen und wünschen, daß die Kinder und Jugendlichen nicht als Versuchskaninchen mißbraucht werden und die angebliche Euphorie für diese "Neue Schule" nicht in gar zu große Enttäuschung umschlägt.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: "Der Wächterrat" von Doris Neujahr, JF 20/07

Um Demokratie kämpfen

Dieser Beitrag trifft den Nagel auf dem Kopf. Solange noch Mut dazu gehört (und das ist zweifellos der Fall), den Zentralrat der Juden in seiner grenzenlosen Anmaßung zu kritisieren, so lange ist das Nachkriegsdeutschland noch nicht in der Demokratie angekommen.

Leider scheint es so, als würden wir uns von einer demokratischen Normalität eher entfernen, als daß wir uns ihr nähern. Die Demokratie wird in Deutschland nicht wirklich gelebt. Totalitäres Gedankengut aus zwei Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts hat sich in den Köpfen unserer Eliten - besonders denen, die im Medienbereich und im Bildungswesen tätig sind - festgesetzt. Die demokratischen Grundrechte sind kein Geschenk für die Ewigkeit. Wir müssen permanent um sie kämpfen.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

 

Zu: "Euch wählen wir erst recht!", Interview mit Joachim Siegerist, 20/07

Mehr über Bürger in Wut

Sie haben recht ausführlich über den Bremer Wahlkampf der Deutschen Konservativen berichtet. Ich hatte, noch ohne zu wissen, daß Siegerist in Bremen antritt, Bürger in Wut mit einer kleinen Wahlkampfspende bedacht, da sie mir seriös und demokratisch erschienen. Gerne hätte ich dies auch durch die Berichterstattung der JUNGEN FREIHEIT bestätigt oder auch korrigiert gesehen. Gibt es einen Grund für die Ungleichbehandlung der beiden konservativen Wählervereinigungen durch die JF?

Claus-Georg Pleyer, Nürnberg

 

Große Schäden

Durch seinen Wahlantritt hat Herr Siegerist ein weiteres Mal der konservativen Sache großen Schaden zugefügt: Denn ohne seinen Antritt wäre jetzt die konservative Gruppe "Bürger in Wut" im Parlament vertreten, die nur sehr knapp in Bremerhaven an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist. Aber ich bin mit dem Nichteinzug der Siegerist-Partei zufrieden und hoffe, daß Herr Siegerist wenigstens in dieser Sache tut, was er versprochen hatte: daß er im Falle einer Wahlniederlage vom Amt des Vorsitzenden der Deutschen Konservativen zurücktreten wird.

Martin Seifert, Aurich

 

 

Zu: "Rettet wenigstens die ersten drei Jahre" von Anni Mursula, JF 20/07

Risiken der Krippen

Die Autorin hat erfreulich sachlich berichtet über die Tagung des Familiennetzwerks Deutschland in Frankfurt zu den Risiken von Kinderkrippen. Als Tagungsteilnehmer kann ich bestätigen, daß der Artikel den Tagungsverlauf zutreffend beschreibt.

Wünschenswert wäre, wenn die JF - vielleicht in einem ergänzenden Bericht - die Details zu den Risiken von Kinderkrippen, wie von den Referenten erörtert, noch darlegen könnte. Hierbei wäre unter anderem die Frage nach der Qualität von Tagesmüttern und Fremdbetreuung in Krippen von besonderer Bedeutung.

Stets wird von Politikern betont, wie wichtig die Qualität der Betreuung sei. Doch nirgends finde ich, wie das Wort "Qualität" in Verbindung mit der Fremdbetreuung von Kindern im Alter von null bis drei Jahren eigentlich definiert ist. "Liebe, Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit" benötigen diese Kinder, so eine Tagungsaussage.

Wie steht es darum in der Praxis, wie um die Liebe seitens bezahlter und häufig wechselnder Personen? Ist nicht zuverlässige und dauerhafte Liebe eine Grundvoraussetzung für frühe Bindung? Bezahlte "Liebe" für Säuglinge? Hier wird sich "Qualitätssicherung" schwertun. Die Tagung zeigte, daß die Qualitätsfrage eine offene Frage ist, ein Risiko der Krippenbetreuung.

Dr. Karl-Heinz Franke, Dreieich

 

 

Zu: "Den Konservatismus erneuern" von Peter Kuntze, JF 19/07

Die Erlösung

Diesem Artikel kann ich größtenteils zustimmen. Vor allem in einem Punkt jedoch möchte ich hier Widerspruch und Ergänzung anbringen: Erneuerungsbewegungen im christlichen Bereich beweisen, welche segensreichen Entwicklungen durch richtig verstandenes und gelebtes Christentum gerade heute, in einer Zeit des Werteverfalls und der Orientierungsprobleme möglich wären.

Ohne Zweifel haben die von Peter Kuntze gepriesenen sogenannten preußischen Tugenden ihren hohen Wert, leider aber auch ihre Grenzen - sie bewahrten Friedrich II. zum Beispiel nicht vor zwei beziehungsweise drei Bruderkriegen.

Vernunft und Objektivität genügen, um zu erkennen, was die Menschheit dem Urheber des Christentums zu verdanken hat, gerade in sozialethischer Hinsicht. Mit seiner Verkündigung von der Liebe als Zentralgebot und seinem konsequenten Handeln in diesem Sinne hat er den Grundstein für das rettende Neue in der Geschichte der Menschheit gelegt: Nur die konsequente Liebe, daher die hier und jetzt auf Gott hörende Liebe, zu der in äußerster Konsequenz auch die Feindesliebe mitsamt Vergebung und Versöhnung gehört, schafft letztlich den notwendigen Fortschritt für die Menschheit.

Das ist die Erlösung aus dem Teufelskreis von Rache, Haß und Vergeltung sowie der ersehnte Frieden, sowohl im kleinen von Mensch zu Mensch als auch im großen von Volk zu Volk!

Rudolf Taubitz, München

 

 

Zum Schwerpunkt Marine-Ehrenmal in Laboe, JF 18/07

Auf erneuter "Feindfahrt"

Wo, wenn nicht in der JF, kann man seine Stimme gegen den heutigen Zeitgeist noch erheben? Jede Umwidmung eines Denkmals, schon eines Straßennamens, kommt seiner Entweihung gleich. Dieses Thema hat die JF ja schon öfter aufgegriffen. Wie gut, daß Sie und der ehemalige U-Boot-Kommandant Hans Georg Hess Ihre Stimme wieder einmal erheben und sich, hier im Falle der Umwidmung des Marine-Ehrenmals in Laboe, dagegen auflehnen.

Ich möchte sagen, daß Hans Georg Hess als der letzte Kommandant des "U-995" sich mit seinem Boot nun erneut auf einer symbolischen Feindfahrt gegen die Verschleierer und Verfälscher unserer Vergangenheit befindet, und er hat gerade wieder den Kurs bestimmt. Möge diese "Fahrt" nicht ohne Wirkung bleiben!

Wolfdietrich von Wurmb, Uchte

 

 

Zum Schwerpunkt Marine-Ehrenmal in Laboe, JF 18/07, und zum Leserbrief "Nicht darum gebeten" von Klaus Dede, JF 20/07

Geschäftsführung ohne Auftrag

Ich denke, auch Herrn Dede müßte es einleuchten, daß man auch etwas für einen anderen tun kann, ohne von diesem darum gebeten worden zu sein. Juristen nennen diesen Vorgang "Geschäftsführung ohne Auftrag"; man darf ihn aber auch unter Nächstenliebe oder schlicht Pflichterfüllung subsumieren. Sich des Opfers unserer (U-Boot-)Soldaten ab und an zu erinnern, führt also sicher nicht zu gesundheitlichen Schäden. Nebenbei: das ändert nichts an der Bewertung des damaligen Systems.

Felix Günther, Rodgau

 

Verhöhnung der Kriegsopfer

Leser Klaus Dede macht einen heute leider häufig anzutreffenden Fehler, wenn er meint, die 28.000 gefallenen U-Boot-Männer des Zweiten Weltkriegs (wie alle anderen im Krieg und in Gefangenschaft getöteten deutschen Soldaten) seien für ein "verbrecherisches System und eine Gangsterbande" gestorben. Diese pauschale Einschätzung im nachhinein findet keinen Beleg in den historischen Quellen.

Vielmehr ist die Zahl derjenigen Soldaten, die explizit zur Durchsetzung von nationalsozialistischen Ideen in den Krieg zogen, verschwindend gering. In Wirklichkeit war der Hauptantrieb der Soldaten, die in ihren Augen gefährdete Freiheit Deutschlands zu verteidigen - sei es am Nordkap, in der Sahara, an der Wolga, im Kaukasus oder in den Weiten der Weltmeere.

Den Gefallenen heute, in sicherem Abstand und vom hohen moralischen Roß herunter, zu unterstellen, sie kämpften in dem Bewußtsein, der verbrecherischen NS-Ideologie gewaltsam weltweit zum Siege zu verhelfen, zeugt von historischem Unwissen und stellt nichts anderes als eine weitere Verhöhnung der Kriegsopfer dar.

Olaf Haselhorst, Hamburg


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